über mich – November 2018

Wer ich bin, was ein Sachendenker ist und warum ich schreibe

Wer bin ich

Wenn das so einfach zu beantworten wäre. Darum weniger philosophisch – ich bleibe bei den Fakten.

Vor 10 Jahren wurde ich ohne Vorwarnung – diese erkannte ich erst rückblickend – ins Thema Autismus katapultiert. Nachdem ich zuerst an meinen Fähigkeiten als Mutter zweifelte und verzweifelte, gab es mit dem Erahnen des Grundes plötzlich eine Kehrtwende, während ich bereits mit dem zweiten Kind schwanger war. Mein älterer Sohn bekam nach dessen Geburt bald die Diagnose Asperger Syndrom. Was ich damals noch nicht wusste – auch mein kleiner Sohn wird die Verdachtsdiagnose Autismusspektrumsstörung erhalten. Ich bin Wissenssammlerin – schon seit jeher. Also wollte ich dem Thema Autismusspektrum auf den Grund gehen, weil ich einen Grund habe. Und ich startete mit Lesen.

Was ist ein Sachendenker

Das erste Buch, das ich verschlang, war: “Kinder mit Asperger einfühlsam erziehen.” Von daher kommt auch unser Familienbegriff “Sachendenker” für dieses Phänomen. Cynthia La Brie Norall erklärt kleinen Kindern, dass es Menschen gibt, die mehr an Sachen denken, andere eben mehr an Menschen. Dass unser älterer Sohn darum ein Sachendenker ist. Diese Vereinfachung half uns zu Beginn sehr und etablierte sich, wie schon erwähnt, zu unserem Familienbegriff für das Asperger Syndrom.

Warum schreibe ich

Neben Cynthia La Brie Norall half mir auch Barry M. Prizant bei diesem Vorhaben. Er formulierte nochmals ganz unmissverständlich, was Sache ist und gab meinem Vorhaben Vorschub.

“Hilfreicher (als das Kind als Summe seiner Defizite zu bezeichnen) ist, tiefer zu graben: zu fragen, was diese Verhaltensweisen anregt, was diesen Mustern zugrunde liegt. Zweckmässiger und wirksamer ist es, nach dem Warum zu fragen: Warum? Warum schaukelt sie? Warum ordnet er seine Autos in einer Reihe an und warum tut er das nur, wenn er von der Schule nach Hause kommt? Warum starrt er seine Hände an, die vor seinen Augen flattern, und warum tut er es immer nur während der Englischstunde und in der Pause? Warum wiederholt sie bestimmte Wendungen, wenn sie aufgeregt ist?” Barry M. Prizant

Diesem Warum wollte ich nachgehen – es finden. Ich wollte also tiefer graben bis hin zu den Ursachen vordringen. Dabei half mir Georg Theunissen mit den innovativen Erklärungsansätzen für Autismus weiter.

“Ist es nicht so, dass nicht-autistische Menschen unbewusst davon ausgehen, dass sich ihr Gegenüber in derselben Welt, die sie als Normalität bezeichnen, befindet wie sie selbst? Autisten erwarten dagegen genau das Gegenteil (Seng 2011, 40).” Georg Theunissen

So verstand ich plötzlich, dass auch ich als neurotypischer Mensch ein theory of mind Problem habe, wenn es um soziale Interaktion mit autistischen Menschen geht. Da 50% meiner Familie autistisch denken, fühlen und handeln, wurde mir klar: Ich mache schreibend eine theory of mind Therapie – mithilfe von vielem Wissen, das ich nun zusammensuchen möchte.

 

Los geht’s 🙂 .

Literaturliste

La Brie Norall, C., Wagner Brust, B. (2012). Kinder mit Asperger einfühlsam erziehen. Stuttgart: Trias Verlag.

Prizant, B. M., Fields-Meyer, T. (2015). Einzigartig anders – und ganz normal. Freiburg: VAK Verlags GmbH.

Theunissen, G. (2014). Menschen im Autismusspektrum. Verstehen, annehmen, unterstützen. Stuttgart: Kohlhammer.