3. Fokussiertes Denken und ausgeprägte Interessen in speziellen Bereichen
Die Beschäftigung mit einem Spezialinteressen ist Monotropismus pur.
“So stossen wir hierbei auf Fähigkeiten wie Ausdauer, hohe Konzentration, forschendes oder exploratives Handeln, auf das Vermögen, sich in eine Sache leidenschaftlich, emotional hoch aufgeladen hinzugeben, ihr zielstrebig, tiefgreifend, akribisch oder auch phänomenologisch auf den Grund zu gehen oder überhaupt nicht an etwas interessiert zu sein (Murray, Lesser und Lawson 2005, 142).” Georg Theunissen
Ich sehe auch darin einen grossen Anteil Stimming. Die Beschäftigung mit einem Spezialinteressen dient der Reiz-, Gefühls- und Stressregulierung.
Es dient der psychischen und physischen Gesundheit und ist somit Lebensqualität. Aber nicht nur. Gleichzeitig ist es Wissensbereicherung und Forschung und Fortschritt. Die Gesellschaft braucht sie, die Menschen im Autismus-Spektrum. Ihnen ist einiges zu verdanken.
4. Atypische, manchmal repetitive Bewegungsmuster
“Werden monotropistische Personen durch plötzliche Ereignisse oder unerwartete Situationsveränderungen aus der Bahn geworfen, befinden sie sich in einem Zustand höchst affektiver Erregung, welcher in massiven Ängsten resultiert, die es zu bewältigen gibt.” Georg Theunissen
Selbststimulierendes Verhalten wie summen, mit den Händen flattern, schaukeln, auf den Finger beissen (…) helfen, um sich in Stresssituationen zu beruhigen. (“Ungefährliches”) Stimming sollte also nicht unterbunden werden und hat einen wichtigen Zweck.
Toller Beitrag!
Spannender Beitrag, danke!
Das erklärt auch meine Aufmerksamkeitsprobleme in der Schulzeit. Es gab beispielsweise Lehrer, die zu Sprachmarotten neigten (ein Lehrer sagte nach jedem zweiten Satz nicht oder sozusagen). Irgendwann begann ich Strichlisten zu führen, wie oft ein Lehrer so etwas sagte, hörte aber entsprechend nicht mehr zu, weil ich den Rest vom Satz nicht mehr mitbekam.
Heutzutage scheint das aber eher der Regelfall und nicht mehr eine Ausnahme, etwa wenn man mit wortwörtlichem Tunnelblick aufs Handy starrend den Gehsteig entlang geht und Leute anrempelt oder in Straßenbahnen läuft. Oder auch, wenn man mit Handy oder Kamera beim Konzert mitfilmt. Musik genießen und filmen gleichzeitig geht nicht. Unsere technisierte Welt fördert Monotropismus. Leider.
Vielen Dank für das wohlwollende Feedback. Für mich ist die Monotropismus-Hypothese aktuell DIE beste Autismuserklärung. Danke auch für den Backlink 🙂