Autistisches Burnout – ein Schaumbad muss sein

Ist das Bad frei?

 

Mein 11-Jähriger: Ich gehe baden. Okay?

 

Ich: Oh, es ist besetzt – Teenager Bruder badet gerade.

 

Oft haben wir genau diese Situation – mal so und dann wieder umgekehrt. Ja, bei uns ist ein Schaumbad überlebenswichtig. 

 

Aber was hat das nun mit dem autistischen Burnout zu tun!? Ich möchte ein bisschen ausholen…

 

Das autistische Burnout in a nutshell: 3 Definitionen

 

„(Das autistische Burnout ist) Ein Zustand umfassender Erschöpfung, Funktionsverlust, Zunahme autistischer Merkmale und Rückzug aus dem Leben, der daraus resultiert, dass ständig mehr Ressourcen aufgewendet werden, als man hat, um mit Aktivitäten und Umgebungen zurechtzukommen, die den eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen nicht entsprechen.“ Dora M. Raymaker 

 

„Autistisches Burnout ist eine unglaublich schwierige Erfahrung, bei der Ihr Gehirn auf Hochtouren läuft und Sie sich ständig gestresst fühlen.“ by Autism Understood

 

„Man ist ein Passagier auf einer Fahrt voller Zerstörung … und es ist, als würde man mit einem Haufen Dinge zusammenstossen.“ – CY 6 (Frontiers)

 

Wenn die Anforderungen des Lebens die Ressourcen eines Kindes übersteigen

Es ist nicht einfach autistisch zu sein, denn Autismus ist keine wirklich gute Vorbereitung auf das Leben. Eine monotrope Wahrnehmung, wie es bei Autismus oft (oder immer?) vorkommt, führt in unserer reizüberflutenden und sich rasant wandelnden Zeit rasch zu Stress.

 

„Als Merkmal ist Monotropismus die Tendenz, sich relativ intensiv auf relativ wenige Dinge zu konzentrieren und Dinge ausserhalb dieses Aufmerksamkeitstunnels auszublenden oder den Überblick zu verlieren.“ Fergus Murray

 

Für mich sind alle Autismus typischen Merkmale genau aus dieser monotropen Wahrnehmen der Welt heraus zu erklären – ein Gespräch wird schwierig, wenn man nur den Inhalt im Fokus hat und dadurch Mimik, Sprachklang und alles zwischen den Zeilen ausblendet. Das Ticken einer Uhr kann einen zur Weissglut treiben, wenn es plötzlich allen Raum einnimmt. In der Schule einen Film schauen, der einfach nicht ins Aufmerksamkeitstunnel rücken will, kann zur kleinen Katastrophe resultieren, wenn man sofort in seinen Gedankenpalast abdriftet und nachher „bewertet durch eine Note“ doch alles kurz zusammenfassen soll. Und lässt man sich in der Schule wiederum auf eine Aufgabe ein und ist leidenschaftlich mit dabei, wird man durch Pausen, sich rasch im Plenum treffen und besprechen etc. immer wieder aus dem monotropen Aufmerksamkeitstunnel katapultiert und gestört und kann so schier nicht arbeiten. Ist der Alltag mit seinen Anforderungen wiederum gut eingependelt durch Routine oder Vorhersehbarer, gibt es doch immer wieder spontane Planänderungen und alles entgleitet kurz, da alles ausserhalb der Aufmerksamkeit für autistische Kinder total neu und verunsichernd ist, da ähnlich eben genau durch den Monotropismus ausserhalb des Aufmerksamkeitsfenster nicht fast gleich, sondern total neu und befremdlich scheint.

 

„Autismus bedeutet ein Leben lang eine ständige Anpassung. Wir bekommen etwas in den Griff, entwickeln Bewältigungsstrategien, passen uns an und gut ist. Wenn sich das Leben ändert, brauchen wir oft eine gewisse Zeit, um uns wieder anzupassen.“ Stimpunks

 

Das Reagieren auf diesen dauernden Wandel und die Suche nach erneuter Sicherheit muss extrem anstrengend, beängstigend oder gar erschöpfend sein und sicher ein Risiko für ein autistisches Burnout.

 

Eine monotrope Wahrnehmung hat durchaus auch ihre Vorteile. Ich liebe es meinen Kindern zuzusehen, bei diesem intensiven Versinken voller Leidenschaft in glücklich machende Interessen oder Hobbies. Bestimnt ist diese Intensität ein Produkt der monotropen Wahrnehmung, die sich inmitten des Aufmerksamkeitstunnels dann von nichts ablenken lässt und geniesst. Nichts desto trotz – in einer polytrop denkenden Welt führt eine solche Wahrnehmung oftmals zu Schwierigkeiten. Steigen also die Anforderungen des Alltags, die auch ohne Extras genau dadurch schon hoch sind, fehlen einem autistischen Kind schlichtweg die Ressourcen, da es noch vor dem Erholen und Regenerieren der einen Krise schon in die nächste stolpert. 

 

2 Phasen autistischer Burnouts: ‚constant low-level burnout‘ und ‚intense acute burnout‘

Was ich bisher nicht wusste, ist, dass das autistische Burnout unterteilt werden kann, und zwar in das ‚constant low-level burnout‘ und das ‚intense acute burnout‘. Ich vermute, dass ersteres den meisten Autist*innen aus einer gewissen zu anstrengenden Lebensphase bekannt ist, und es gibt viele anstrengende Lebensphasen. Kein Wunder, nennen mache dieses ‚constant low-level burnout‘ auch ‚daily Burnout‘, welches also sehr häufig stattfinden kann und schon alleine dadurch in keinster Weise unter ‚mild‘ abgebucht werden darf. Mild auch darum nicht, weil es aus überfordernden sozialen und sensorischen Anforderungen entsteht … und natürlich sind auch weitere Überforderung unabhängig davon nicht förderlich. Sowieso tangiert schier alles auch das Soziale und Sensorische in irgendeiner Weise. Das macht es ja auch so schwierig. Für Kinder ist es einfacher, dies als das Cola-Flaschen-Szenario zu erklären, was im Prinzip auch so ein ‚dayli Burnout‘ beschreibt. Alle Gefühle schwappen über, wie bei einer heftig geschüttelten Cola. Manchmal sprudelt es aber nicht in der Situation – erst nach der Schule im sicheren Rahmen zu Hause. Das soll für uns Eltern eine Warnung sein, vor allem, wenn es öfter vorkommt. Dieses ‚constant low-level burnout‘ ist kein gutes Zeichen und kann sich auch langfristig manifestieren und sich so zu einem ‚intense acute burnout‘ steigern. Die Erholung von diesem ‚intense acute burnout‘ kann dauern – gewisse sprechen gar von Jahren. Kieran Rose, so Helen Edgar, beschreibt es als einen Absturz, bei dem man immer weiter abstürzt. Genau das sollten wir für die psychische Gesundheit unserer Kinder aber zu verhindern wissen, auch wenn mir bewusst ist, dass man das manchmal trotz aller Bemühungen gar nicht schaffen kann und externe Hilfe anfordern muss. Oder anders gesagt: Zum Glück gibt es externe Hilfe!

 

Masking – ein Burnout Risiko auch bei Kindern 

Ich bin sicher nicht alleine mit dem Wunsch, dass sich autistische Kinder zu Hause wohl fühlen sollen – ein Safe Space, in dem Rückzug möglich ist und gleichzeitig Authentizität im Sein zugelassen wird. 

 

„Even for parents or siblings who know an autistic person really well, it can be difficult sometimes to spot the signs that they are struggling, although you are likely to know these signs better than many other people in their lives.“ Dr. Felicity Sedgwick, Dr. Laura Hull & Helen Ellis (S. 199)

 

Aber so sehr wir uns auch bemühen, dass unseren autistischen Kindern sich selbst sein dürfen, so schwierig ist es gleichzeitig, dies zu erreichen. Damit spreche ich nicht von den Klassikern, die allgemein bekannt sind: Augenkontakt nie einfordern, Info-Dumping geniessen und zulassen, Stimmklang und Mimik sind so, wie sie eben sind, total okay etc. Es ist alles viel komplexer. Im Buch „Autism and Masking“ beschreiben Dr. Felicity Sedgwick, Dr. Laura Hull und Helen Ellis (vgl. Seite 198 – 206), dass gerade am Abend, wenn alle müde sind oder dann, wenn sich das autistische Kind krank fühlt, rasch maskiert wird, einerseits aus dem Grund, da autistische Kinder die Signale des Körpers nicht gut interpretieren können und andererseits sich gewohnt sind, dass das Leben anstrengend ist. Zudem wird das für sich selbst undefinierbare Unwohlsein oftmals wie hinter einer Maske versteckt, denn eigene Bedürfnisse zu zeigen, kann umgeben von neurotypischen Menschen gleich alles wiederum sehr kompliziert machen. Autistische Kinder haben oftmals bereits die Erfahrung gemacht, dass sie sowieso nicht verstanden werden. Das Maskieren hat also bewusst oder unbewusst zum Ziel, dass niemand merkt, dass etwas nicht stimmt, um unangenehme Situationen zu vermeiden. 

 

„Why do people mask? (…) Most of the things people tell us can be summed up as wanting to fit in so that people are nicer to them.“ Dr. Felicity Sedgwick, Dr. Laura Hull & Helen Ellis (S. 93)

 

Durch Masking werden also keine Pläne geändert, wie zum Beispiel gleich ins Bett, ohne noch den Film fertig zu schauen. Zudem kommt es so auch nicht zu Gesprächen über ihre Befindlichkeit – wo und wie genau es weh tut und welches Medikament vielleicht hilft etc. Für meinen älteren Sohn ist das viel zu intim. Er schützt sich also durch Masking vor unerträglicher Überfürsorglichkeit, die gleichzeitig auch ausgrenzend empfunden werden kann. Nett gemeint kommt halt nicht immer so an. Es ist also aus verschiedenen Gründen gar nicht so einfach ein zu Hause zu schaffen, in dem das autistische Kind seine Bedürfnisse mitteilen kann/will, da vieles mit hinein spielt. Und vielleicht müssen wir uns als Eltern auch reflektieren und erkennen, wie angenehm es doch manchmal ist, wenn das Kind so tut, als sei alles in bester Ordnung, auch wenn wir nicht forcieren wollen, dass es seine Bedürfnisse ignoriert und maskiert. 

 

„We also know that enforcing normality on autistic children may be a pathway to autistic burnout.“ Ann Memmott

 

Dass es im Zusammenleben auch mal schwierig sein darf, es dem Kind gestattet wird, sogar seine schlimmste Seite zu zeigen, ist möglicherweise eine der besten Prophylaxe, damit es nicht zu einem autistischen Burnout durch Masking kommt. 

 

Zugegeben, so habe ich das bis jetzt noch nie gesehen. Der Gedanke beruhigt mich aber, wenn ich an unseren zu Hause gerade sehr rebellischen und impulsiven Teenager denke, der es in der Oberstufe jedoch so richtig gut macht. Ausser, wenn er als Veganer vor dem gemeinsamen Essen dort zuerst alle Packungen kontrollieren will – nach möglichen tierischen Bestandteilen oder E-Nummern. Dann kommt auch die Schule kurz an ihre Grenzen. Aus ethischen Gründen nicht zu maskieren, ist total verständlich, auch wenn es Unannehmlichkeiten mit sich zieht, die man ansonsten nicht will. Ich für mich wäre halt schon sehr froh, wenn wir nicht nur über das Wohlbefinden der Tiere sprechen könnten, auch über seines. Ich habe nämlich viele Möglichkeiten zu reagieren und seine Lebensqualität zu erhöhen, wenn man mich lässt – und sei das nur mit Augentropfen oder einem Nasenspray etc. Und damit forciere ich scheinbar wieder Ungutes, auch wenn ich es doch gut meine. Nett gemeint kommt halt nicht immer so an – wie ich vorhin schon mal schrieb. Bedürfnisorientiert zu erziehen, hiesse wohl für ihn, dass ich sein Bedürfnis, wie alle anderen behandelt zu werden, auch durchziehen sollte, wenn ich spüre, dass er eigentlich Hilfe braucht. Darum will er keine Schmerztablette gegen eine starke Erkältung, keine Kopfhörer bei grosser Lärmbelastung, keine neuen Sneakers, wenn er doch noch knapp reinpasst etc. Ich kann nur erahnen, wie es dazu gekommen ist und was für ein Druck sich dahinter verbirgt.

 

Es ist nicht einfach, und zwar für uns beide, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

 

Wie sich ein autistisches Burnout zeigt oder zeigen kann 

Anfänglich ging ich tatsächlich davon aus, dass ich das Thema „autistisches Burnout“ von meinen Kindern nicht kenne. Ich bin unterdessen nicht mehr sicher, ob dem tatsächlich so ist. In meinem Leben mit ihnen gab es zwei Phasen, in denen ich mir rückwirkend vorstellen kann, dass es sich um ein autistisches Burnout gehandelt haben könnte – damit spreche ich nicht vom ‚constant low-level Burnout‘, sondern vom ‚intense acute burnout‘. Einerseits kommt mir die Zeit in den Sinn, als mein knapp 3-jähriger jüngerer Sohn plötzlich für ungefähr ein Jahr verstummte und sich zurückzog. Wobei ich hier gerade das Verstummen nicht als Burnout Zeichen werte, auch wenn es das – jedenfalls kurz – durchaus sein könnte. Ich vermute, dass es ziemlich schwierig ist, als ‚gestalt language processor‘ mit den neuen und oft von aussen nicht verstandenen Entwicklungsanforderungen des Lebens klarzukommen. Bei meinem älteren Sohn wiederum nahmen die Zwänge kurz vor der 5. Klasse zu, als in der Mehrklasse die 6. Klässler sich in die Oberstufe verabschiedeten und doch so eine grosse Stütze waren. In den Griff bekamen wir alles nur mit Hilfe unseres Kinderpsychiaters. Jedenfalls waren diese beiden Einschnitte in unserem  Familienleben sicher die krassesten … und ich beide Male ziemlich verzweifelt.

 

Es mag darum ein bisschen irritieren, dass gewisse angeführte Punkte für ein Kleinkind gelten, andere aber in die Vorpubertät fallen und gewisse auch einfach irgendwo einmal gehört, gelesen oder durch Überlegungen meinerseits hier notiert wurden.

 

1. Funktionsverlust

 

„The worst part of #autisticburnout is that once you reach it, you’re constantly presented with basic life tasks you just can’t process any more.

Reminders of the things you used to be able to do, things you need to do, that you just stop thinking when you try.“ @Kintsugisys

 

  • Alt bekannte Dinge gehen plötzlich nicht mehr – das Kindergartenkind weiss auf einmal nicht mehr, wie man sich nun in der Garderobe umzieht und sitzt einfach nur da
  • Die Fähigkeit ’sich mitzuteilen‘ ist plötzlich weg. Das Kind schweigt einfach – gewisse sprechen gar von selektivem Mutismus
  • Was man dem Kind sagt, scheint im Nu vergessen zu sein
  • Kurzzeitige Rückkehr in einen früheren Entwicklungsstand – das Thema WC klappt nicht mehr oder das Kleinkind will wieder getragen werden oder anstatt ganze Sätze zu bilden, spricht es wieder  in Zweiwortsätzen etc.
  • Konzentration klappt nicht, kein klarer Gedanke möglich: brain fog

 

2. Erschöpfung bis hin zu Fatigue

 

  • Das Kind sitzt am Frühstückstisch und kommt nicht vorwärts
  • Es will partout nicht aus dem Bett und bleibt liegen
  • Schlaf reicht nicht mehr aus, um die Erholung zu bringen, die ein Kind physisch und psychisch bräuchte
  • Drama schon am frühen Morgen und bei gefühlt allem wird geschrieen, da es zuviel ist
  • Stimming nimmt zu – auch Selbstverletzung
  • Ängste und vermehrt Zwänge können auftreten

 

Wenn ich merkte, dass meine noch kleinen Kinder rasch erschöpften und ihre Tage im Kindergarten in letzter Zeit zu anstrengend waren, praktizierte ich das „im-Bett-Anziehen“.  Sie durften liegen bleiben und ich übernahm alles. Es war Energiemanagement in einer strengen Phase. Dasselbe für die Winterkleider in der Garderobe. Und sie durften nach Wunsch im Bett frühstücken – einfach ganz in Ruhe ohne irgendwelche Interaktionen.

 

3. Zunahme autistischer Merkmale

  • Hunger wird manchmal nicht mehr gespürt (Interozeption)
  • Am Morgen braucht es viel Überwindung, bis aufgestanden wird (Autistic Inertia)
  • Der Lärm in der Turnhalle ist nicht zum Aushalten (sensorische Überempfindlichkeit)
  • Wie wettergerecht anziehen morgens, wird gar nicht mehr gespürt (sensorische Unterempfindlichkeit)
  • Dass das Lieblingsmüesli eine neue Rezeptur hat, ruiniert schier das ganze Leben (Umgang mit Veränderungen)
  • Gespräche gehen fast nicht. Man fühlt sich vom Gegenüber total abgelehnt (Rejection Sensitivity)
  • Auf alles wird zuerst mit „nein“ geantwortet (reduzierte Aquieszenz)
  • Wenn ab einem gewissen Punkt ein Fliehen vor der Herausforderung nicht möglich ist, kommt es zu einem sensorischen oder psycho-sozialen Overload und dadurch wiederum rasch zu einem Shutdown (Freeze) oder Meltdown (Fight) 
  • Auf den Finger beissen, mit den Beinen sitzend wippen, summen etc. kommen z.B. als Versuch, mit zuviel Welt umzugehen, viel schneller vor (Stimming)
  • Zu erschöpft, um zu maskieren und nur noch Rückzug oder pur sich selber zeigen, und zwar inmitten einer Krise – das wirkt natürlich doppelt „autistisch“ (Mensch in der Krise)
  • Das Kind ist in seiner Welt, hängt seinen Gedanken/Impulsen nach und ist wie abgekoppelt vom Hier und Jetzt (Hyperfokus)
  • Interaktion wird ignoriert – es reagiert oft nicht auf Anregung anderer (Aufmerksamkeitstunnel geschlossen)

 

Ganz eindrücklich durfte ich mitverfolgen, wie ein Verwandter nach Hirnschlag, neben dem sicher verunsichernden gesundheitlichen Thema, in der Reha bis zur Erschöpfung gestresst wurde – anstelle zum Leben erweckt. Der Blutdruck stieg und dadurch folgten wieder Untersuche, die nochmals Energie raubten und der Autismus für mich sichtbarer denn je wurde … bis zu Hause in den vertrauten vier Wänden endlich wieder, wenn auch langsam, heruntergefahren werden konnte. 

 

4. Rückzug aus sozialen Situationen

 

  • Das Handy wird auf stumm geschaltet (flight)
  • Es wird nicht gespürt, wann jemand mit einem sprechen möchte (freeze)
  • Ohne Verabschiedung nach Hause flüchten (flight)
  • Angst, um Menschen herum auszurasten – darum weg (fight – flight)
  • Energie fehlt – man mag nicht mehr „neurotypisch“ spielen und die eigenen Bedürfnisse ignorieren. Diese schreien gerade SOS (kein Masking mehr möglich – gut und schlecht)
  • Keine Energie mehr für soziale Situationen mit monotroper Wahrnehmung – sich lieber verstecken (Monotropismus)

 

Ein weiterer Verwandter liebt generell, aber erschöpft oder krank noch viel mehr, im Homeoffice zu arbeiten. Immer dann, wenn es besonders streng ist, sind dadurch so viel mehr Ressourcen vorhanden, als wenn man dauernd gestört wird. So stelle ich mir das wenigstens vor.

 

Falscher Alarm

Es ist wichtig, dass wir Eltern wachsam sind und reagieren, wenn uns etwas auffällt, das in Richtung autistisches Burnout deuten könnte. Ein autistisches Burnout ist ja auch erschreckend und Angst davor berechtigt. 

 

„Autistic burnout is so scary that when I realised I was slightly ill and not experiencing burnout earlier this week, I felt relief. I welcomed the sinus pain, aches and shakes, because I was terrified that the lethargy I was feeling might signal a long, intense period of burnout.“ Callum Stephen

 

Aber manchmal ist es nur unsere Sorge, die so gross ist, dass wir sofort vom worst case Szenario ausgehen. Es kann auch einfach eine Erkältung im Anzug sein: falscher Alarm.

 

SOS – wie unterstütze ich mein Kind in der Burnout-Krise

Wenn das Gehirn im Überlebensmodus verweilt, muss entstresst werden, um nicht in ein Burnout zu schlittern. Die Erregung sollte also möglichst gering gehalten werden. Das bedeutet keinesfalls, dass man als Eltern dem Kind nun alles durchgehen lassen soll, es dreht sich mehr darum, dass man sich überlegt, was nun aktuell wichtig ist und was man auf später vertagen kann. Das kann natürlich gegen aussen so wirken, als sei man als Eltern total inkonsequent, dabei ist es ein klares Abwägen, was nun in der Erschöpfung noch prioritär ist. Es geht also um die Bedürfnisse des Kindes, die im Fokus stehen. 

 

  1. Reduzierung der Anforderungen

Ich erinnere mich an die Kindergartenzeit meines älteren Sohnes. Ich wartete draussen, da sein Baby Bruder zu Hause schlief und wollte rasch wieder zurück deswegen. Er kam einfach nicht. Alle Kinder waren schon lange gegangen und auf dem Heimweg. Nach 10 min ging ich rein. Kindergartenlehrperson und Heilpädagogin standen im Raum und forderten selbständiges Anziehen. Mein Sohn sass aber einfach nur da und machte nichts. Ein total überreiztes Kind, das erstarrte? Ich zog ihn dann an und ging mit ihm nach Hause. Sehr gestresst. Zu Hause wusste ich nicht mehr, ob ich überhaupt gegrüsst habe etc. Habe ich nicht, wie man sich später beklagte – ich sei wie eine Furie… 

 

Dabei habe ich intuitive Anforderungen reduziert, konnte im Stress aber scheinbar nicht mehr auf alles achten.

 

2. Monotropismus verstehen und handeln

Es ist wichtig, dass man einem erschöpften Kind in seiner monotropen Wahrnehmung entgegen kommt, um es zu entlasten.

 

„Zu Hause kann das, was Sie als einfache Bitte betrachten, für Ihr autistisches Kind ziemlich stressig sein, zum Beispiel die plötzliche Erwartung, dass es mit seinem Spiel aufhört, wenn es sich in einem totalen Flow-Zustand befindet und sich plötzlich zum Familienessen hinsetzten soll oder ins Einsteigen soll, um mit dir einkaufen zu gehen.“ Helen Edgar

 

Das bedeutet, dass wir als Eltern sehr flexibel sein müssen, um genug Raum und Zeit für Übergänge einzuplanen. Gleichzeitig hilft es, wenn wir den Tag hervorsehbar machen. Ich zeichne für meinen jüngeren Sohn gerne Kalender mit Bildern des Tages und stelle nach Bedarf den Timetimer, der anzeigt, wann ein Wechsel naht. So weiss er, wann er sein Aufmerksamkeitstunnel verlassen muss und auf was der Fokus zu wechseln ist. Es ist eine kleine Hilfe, die sehr viel bewirkt. Gerade in schwierigen Zeiten gibt dieses Visualisieren und Strukturieren Sicherheit.

 

3. Raum und Zeit zum Entspannen geben

Entspannung geht bei meinen Kindern vor allem über die Interessen. Das wirkt dann ein bisschen seltsam, wenn die Schule anruft, dass das Kind erschöpft sei und nach Hause komme und dann sich 15 min zurückzieht, um darauf folgend einem Projekt nach dem anderen nachzugehen. Für mich ist Entspannung mich auszuruhen, aber vor allem für meinen jüngeren Sohn liegt genau diese in der Aktivität. Vielleicht kommt auch noch das Thema „autistic Inertia“ dazu. Er kann nicht mehr stoppen, während er in der Schule mit nichts starten kann. Das empfinde ich auch für mich sehr anspruchsvoll zu begleiten.

Ich erinnere mich aber auch an Stuart Shanker – und möglicherweise könnte es auch in diese Richtung gehen:

 

„Aber das Problem geht noch tiefer. Während der Stress ihren Kraftstofftank leert, halten sich Kinder mit Adrenalin und Kortisol aufrecht. Darum werden sie überreizt oder manisch (…).“ Stuart Shanker S. 57-58

 

Das könnte, muss aber nicht, eine Erklärung sein, warum Aktivität zur Entspannung hilft und Entspannungsübungen ein zu krasser Gegensatz sind – bei so viel Adrenalin und Kortisol. 

 

Eine „Entspannungsübung“ klappt bei beiden Kindern hingegen  wunderbar – ein warmes Schaumbad. Das Badezimmer ist dann für längere Zeit besetzt. Darum hat ein Schaumbad bei uns sehr viel mit diesem Thema hier zu tun – und mit unserer Wasserrechnung. Vielleicht ist das Geld so aber auch sehr gut investiert: für mehr Lebensqualität.

 

4. Die sensorischen Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund stellen

Meine beiden Kinder haben ein grosses Bedürfnis nach Ruhe bis hin zu Stille – aber es ist tatsächlich ein bisschen komplizierter.

 

Wie erwähnt, ist einer der Hauptstressoren meiner Kinder Lärm. Das mag ein wenig irritieren, da sie beide selber laut sein können – z.B. spielt mein älterer Sohn gerne in aller Lautstärke Geometry Dash. Durch den Stimming Charakter der Musik und der Hektik im Game, kann er gut zur Ruhe kommen. Der Lärm anderer, im Gegensatz zum eigens fabrizierten, ist etwas ganz anderes, da letzterer ja unter Kontrolle ist. So ist es auch gar nicht so einfach, dass die beiden Autisten Rücksicht aufeinander nehmen. Zwei Paar Schuhe halt.

 

„I’ll never forget what @JoanneLimburg said – one person’s stim is another person’s sensory nightmare.“ Pete Wharmby

 

Mein Teenager will absolut keine Hilfsmittel und Kopfhörer waren lange ein Schimpfwort, das man nicht aussprechen durfte. Ob das damit zu tun hat, dass er dann und wann maskiert und das mit den Kopfhörern einem Gegenteil nahe kommt mit Auffallen?

Bei meinem jüngeren Sohn ist der Pamir aber kein Thema und er fordert ihn manchmal gar selber an, da es für ihn so einen Tick einfacher ist.

 

Manchmal kumulieren auch unterschiedliche sensorische (mit nicht sensorischen) Herausforderungen – z.B. an einer Chilbi im Hochsommer (Lärm, viele Leute, alles in Bewegung, tropische Hitze, Essensdüfte, Gestank nach Urin, betrunkene Menschen, der Bus vollgestopft, kein Taxi abrufbar etc.) oder im grossen Einkaufszentrum (keine Fenster, grelles Neonlicht, Kasse piepst, sehr (bis zu) nahes Anstehen vor der Kasse, Parfum, 1000 verschiedene Cornflakes zur Auswahl etc.) 

 

5. Co-Regulierung

Steckten mein jüngerer Sohn aus autistischer Überforderung durch zu viel Stress in einem Gefühl fest, was oftmals wie ein Ausflippen aussieht, hat er keinen Zugriff auf den Neocortex mehr, der ja Lösungen findet. Dann übernehme ich die Regulierung und somit auch die Verantwortung dafür und schaue, dass wir das gemeinsam durchstehen. Die starken Gefühle des Kindes sind Ausdruck einer Überreizung und darum hilft es nicht, diese abzuklemmen. Das Kind macht nichts falsch – es ist eine logische Reaktion auf viel zu viel Welt.

 

Wir müssen uns bewusst sein, dass Selbstregulierung für autistische Menschen jung und alt generell sehr herausfordernd ist. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass das noch in der Kindheit/Jugend beherrscht wird. Gerade für unseren Teenager, inmitten von einem spürbaren Hormonchaos, ist dies einfach nur überfordernd. Er braucht also viel Verständnis – ähnlich einem Kleinkind in der Autonomiephase.

 

Auch ich muss in dem Moment keine Lösungen bieten, wie es zum Beispiel die Smartphone-Metapher oder Löffel-Theorie tun. Das ist für später gedacht. Im Hier und Jetzt heisst es einfach nur, dass ich mit meinem Kind zusammen seine Not aushalte. Das ist natürlich für Eltern neurodivergenter Kinder nicht unbedingt so einfach, da diese ab und zu auch neurodivergent in irgendeiner Art und Weise sind, es aber vielleicht gar nicht wissen und nur den Druck spüren, etwas aushalten zu müssen, das sie selber nur schwer aushalten können.

 

Wichtig ist, dass man pro Kind ist und die Irritation allfällige Zuschauer, sofern kein Rückzug möglich ist, ignoriert, ruhig bleibt und stets freundlich, nichts persönlich nimmt und Verständnis zeigt. Oft ist es ein sehr diskretes Begleiten mit Abstand und gar ohne zu sprechen, da Nähe und Interaktion erneut Stress bedeuten kann. Genau das wollen wir ja nicht. Aber obschon das so die üblichen Empfehlungen sind, um einen Zusammenbruch (Meltdown oder Shutdown) zu begleiten, gibt es laut dem Frontiers Artikel durchaus auch autistische Kinder, die dann eine Umarmung einer bestimmten Person brauchen oder den Hund ganz nahe wollen – es muss also immer alles sehr individuell angeschaut und reagiert werden.

 

Das neurodivergente Burnout im Vergleich

Liest man Beiträge der Autism Community, stösst man ganz schnell

auf den Hashtag #autisticburnout . Trotzdem fehlt das Konzept „autistisches Burnout“ in der akademischen und klinischen Literatur fast vollständig. Aber auch wenn das autistische Burnout bisher übersehen wurde, so scheint es ja zu existieren. Langsam folgen erste Studien, die mit der Autism Community einig gehen, dass es sich hier um etwas anderes handelt als das, was neurotypische Menschen bei Überlastung manchmal erleben.

 

„Autistisches Burnout scheint ein Phänomen zu sein, das sich von berufsbedingtem Burnout oder klinischer Depression unterscheidet.“ PubMed Central 

 

Natürlich wäre es zum Schutz autistischer Kinder und Erwachsener wünschenswert, wenn das Phänomen „autistisches Burnout“ bald Einzug in die klinische und akademische Literatur finden würde. Um den Weg aus einem autistischen Burnout wieder herauszufinden, geht es nämlich nicht ausschliesslich um Stressbewältigung – es muss zudem verstanden werden, was die Herausforderung für Autist*innen sind.

 

Autistic Burnout isn’t caused by just one thing. It’s not just work, or family, or stress. That can happen to any human. Autistic Burnout is when EVERYTHING is happening. It’s caused by the experience of being autistic in a world not built for us and unaccommodating of us.“ @AutisticCoach_

 

Wollen wir unsere Kinder also durch ein autistisches Burnout begleiten, darf nicht nur die Schule als möglicher Stressor in unseren Fokus rücken. Es müssen zudem alle weiteren Herausforderungen, die ein Leben als autistisches Kind mit sich bringt, mit einbezogen werden – mit Augenmerk auf den individuellen Bedürfnisse unserer autistischen Kinder.

 

 

Fazit: wir sollten alle mehr baden

Da das autistische Burnout das ganze Leben erschwert und sehr hartnäckig resistent sein kann, lohnt es sich, präventiv wachsam zu sein. Für Kinder bedeutet das, dass Eltern und Schule in engem Austausch sein sollten und immer im Hinterkopf haben, ob sich da vielleicht etwas zusammenbraut. Nur so gelingt es, das autistische Burnout im Schach zu halten. Das klappt am ehesten, wenn ein autistisches Kind mit seiner monotropen Wahrnehmung verstanden wird, die Herausforderungen also gesehen und minimiert werden können und immer wieder Inseln der Entspannung geschaffen werden.

 

Darum plätschert es bei uns oft im oberen Stock und die Badewanne füllt sich mit Wasser. 

 

„So ein Bad bewirkt manchmal Wunder (…) .“ @der_autist

 

Ja, wir sollten alle mehr baden – für Entspannung und mehr Wohlbefinden.

 

Und ist es nicht das Schaumbad, so hilft vielleicht kurz raus in die Natur (Bach, Wald), Stimming Toys und etwas betreffend grossen Interessen (z.B. Flaggenbuch oder Buch vom Gotthard) immer parat im Schulthek haben, einen Tag im Pyjama zu Hause verbringen oder eine Legokiste im ruhigen Schulleiterinnenbüro platzieren etc. Pausen – nach eigenem Gusto und nicht im Stil ‚lärmiger Pausenplatz‘ – sollten ein bewusster Bestandteil eines jeden Tages sein und nicht erst, so Stuart Shanker, wenn es brennt und überreizte Kinder mithilfe von Kortisol und Adrenalin den Tag zu überstehen versuchen.

 

Literaturliste

 

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Autistic Burnout Checkliste

Autism Chrysalis hat eine interessante Checkliste entworfen, die vielleicht anzeigt, ob jemand schon Mitten im autistischen Burnout angekommen ist.

 

Warning Signs of Autistic Burnout​

A checklist of common warning signs that autistic burnout is coming soon, or that you’re in it.

https://www.autismchrysalis.com/free/#burnoutsigns

 

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Die AASPIRE Autistic Burnout Study (2006) beschreibt die Hauptmerkmale von Autistic Burnout als Verlust von Fähigkeiten wie folgt:

 

Kognition, exekutive Funktion, Gedächtnis, Sprache/Kommunikation, Bewältigungsfähigkeit, Fähigkeit, Dinge zu tun, die man einmal tun konnte  

 

erhöhte Sensibilität: gegenüber Sinnesreizen, gegenüber Reizüberflutung, gegenüber Veränderungen, gegenüber sozialen Reizen

 

erhöhtes autistisches Verhalten (z. B. Stimming, Sprachschwierigkeiten)

 

häufigere Meltdowns/Shutdowns

 

chronische Erschöpfung

https://www.autisticrealms.com/post/supporting-children-through-autistic-burnout-parents-guide

 

Zu Hause kann das, was Sie als einfache Bitte betrachten, für Ihr autistisches Kind ziemlich stressig sein, zum Beispiel die plötzliche Erwartung, dass es mit seinem Spiel aufhört, wenn es sich in einem totalen Flow-Zustand befindet und sich plötzlich zum Familienessen hinsetzt oder bekommt im Auto, um mit dir einkaufen zu gehen.

 

Seien Sie flexibel : Wenn Ihr junger Mensch eine monotrope Denk- und Verarbeitungsweise hat, benötigen Sie mehr Flexibilität und Zeit für Übergänge im Tagesablauf, damit er reibungsloser zwischen den Aufmerksamkeitskanälen wechseln kann.

 

Mehr Zeit für die Ereignisse des Tages zu haben (Aufmerksamkeitstunnel), Dinge im Voraus zu besprechen, visuelle Erinnerungen und Planer zu haben und Flexibilität zu haben, hilft dabei, monotrope Strömungszustände zu bewältigen und den Tag etwas einfacher zu gestalten. Möglicherweise kommt es seltener zu Reizüberflutungen (Abschaltungen/Zusammenbrüche) und Ihr Kind ist etwas regulierter; Dies wird dazu beitragen, Angstzustände zu reduzieren und könnte im Laufe der Zeit dazu beitragen, einem Burnout vorzubeugen. (Helen Edgar)

https://thinkingautismguide.com/2023/09/supporting-your-young-person-through-autistic-burnout.html

 

Autistisches Burnout ist eine unglaublich schwierige Erfahrung, bei der Ihr Gehirn auf Hochtouren läuft und Sie sich ständig gestresst fühlen.

https://autismunderstood.co.uk/struggling-as-an-autistic-person/autistic-burnout/

 

Autismus bedeutet ein Leben lang eine ständige Anpassung. Wir bekommen etwas in den Griff, entwickeln Bewältigungsstrategien, passen uns an und gut ist. Wenn sich das Leben ändert, brauchen wir oft eine gewisse Zeit, um uns wieder anzupassen.

https://www.google.com/amp/s/stimpunks.org/de/%25F0%259F%2594%25A5-autistisches-burnout-die-kosten-des-maskierens-und-ueberspielens/amp/

 

Autistisches Burnout ist ein Zustand der körperlichen und geistigen Erschöpfung, des erhöhten Stresses und der verminderten Fähigkeit, Lebensfertigkeiten, Sinneseindrücke und/oder soziale Interaktionen zu bewältigen, der durch jahrelange Überforderung entsteht, weil wir versuchen, Anforderungen zu erfüllen, die nicht mit unseren Bedürfnissen in Einklang stehen.

https://www.google.com/amp/s/stimpunks.org/de/%25F0%259F%2594%25A5-autistisches-burnout-die-kosten-des-maskierens-und-ueberspielens/amp/

 

„the children and youth described burnout in terms of chronic tiredness, decrease in skills, and reduced tolerance to stimulation. Also similar, the youth in our study linked experiences of burnout to sustained high demands.“

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2021.741421/full

 

Wichtige neue Autismusforschung zum Thema Arbeit:

„Was bedeutet bezahlte Beschäftigung für das [Autisten-]Wohlbefinden?“

„Geeignete, gut unterstützte Arbeitsplätze sind wichtig für das Wohlbefinden, können helfen, Stress in anderen Lebensbereichen abzufedern und können sogar einem autistischen Burnout vorbeugen.“

https://link.springer.com/article/10.1007/s10926-023-10136-0

 

„Autistic burnout…conceptualized as resulting from chronic life stress & a mismatch of expectations & abilities without adeq supports…characterized by pervasive, long-term (3+ months) exhaustion, loss of function, and reduced tolerance to stimulus.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32851204/

 

„Having All of Your Internal Resources Exhausted Beyond Measure and Being Left with No Clean-Up Crew“: Defining Autistic Burnout

Dora M Raymaker et al.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32851204/

 

„direct impact..on physical & MH, incl…exhaustion, speech diffs, loss of skills, & impaired ex functioning…indirect impact..on educ achievement in adolescence & early adulthood…ripple effect..fewer employment opps & diffs achieving financial indep.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36605565/

 

Ein Elternteil könnte beschreiben, dass das Kind seine verbalen Kommunikationsfähigkeiten ganz oder teilweise verloren hat; für jede Person jeden Alters könnte es eher „typisch autistisch“ erscheinen. Als Kind zurückgelegte Meilensteine ​​– Gehen, Toilettengang, verbale Kommunikation – kehren möglicherweise in die Position vor dem Meilenstein zurück. Der Name „Autistische Regression“ ist jedoch völlig falsch, da dabei nicht berücksichtigt wird, dass sie vorübergehend sein kann und oft auch ist, sie Teil des Auf und Ab des autistischen Lebens ist, das durch die Auswirkungen der Gesellschaft und der Umgebung, in der die Person lebt, verursacht wird Dabei handelt es sich NICHT um eine dauerhafte Rückkehr zu einem früheren oder weniger entwickelten Zustand, wie viele glauben machen wollen.

https://theautisticadvocate.com/2018/05/an-autistic-burnout/

 

Bitte beachten Sie, dass sich dieser Artikel zwar auf Dinge konzentriert, die Sie für sich selbst tun können. Ich möchte Sie jedoch darüber im Klaren sein, dass es nicht Ihre Schuld ist, dass Sie sich am Ende so gefühlt haben. Autistisches Burnout ist eine unglaublich häufige Erfahrung in der autistischen Gemeinschaft. Unsere gesamte Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, die Bedürfnisse neurotypischer Menschen zu berücksichtigen, und wir wurden so erzogen, dass wir so neurotypisch wie möglich aussehen und uns so verhalten müssen. Diese Dinge bedeuten, dass wir alles tun können, was wir tun sollten, und trotzdem einen Burnout erleiden. Auf gesellschaftlicher Ebene sind Veränderungen erforderlich. Bis dahin gibt es jedoch einige Dinge, die hilfreich sein könnten.

https://www.dralicenicholls.com/how-to-get-out-of-autistic-burnout/

 

Autistisches Burnout ist ein Zustand der körperlichen und geistigen Erschöpfung, des erhöhten Stresses und der verminderten Fähigkeit, Lebensfertigkeiten, Sinneseindrücke und/oder soziale Interaktionen zu bewältigen, der durch jahrelange Überforderung entsteht, weil wir versuchen, Anforderungen zu erfüllen, die nicht mit unseren Bedürfnissen in Einklang stehen.

https://stimpunks.org/de/%F0%9F%94%A5-autistisches-burnout-die-kosten-des-maskierens-und-ueberspielens/#:~:text=Autistisches%20Burnout%20ist%20ein%20Zustand,Anforderungen%20zu%20erf%C3%BCllen%2C%20die%20nicht

 

Unsere Ergebnisse und aktuelle Literatur verdeutlichen ein Kernphänomen, das Erschöpfung, Rückzug und kognitive Überlastung umfasst und mit Stressfaktoren verbunden ist, die möglicherweise nur bei autistischen Menschen auftreten.

https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/13623613221147401

 

Ein besonderes Risiko für ein autistisches Burnout haben autistische Mütter und Frauen in der Menopause. Prinzipiell sind Autisten in Umbruchphasen anfälliger für ein Autistisches Burnout. Beim autistischen Burnout müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden, kurz-, mittel- und langfristige Ziele herausgeabeitet und umgesetzt werden. Manche Fähig- und Fertigkeiten können auch ganz verloren gehen. Das autistische Burnout braucht manchmal Monate oder Jahre der Remission und „braucht so lange, wie es eben dauert“.

https://www.neurodivers-bremen.de/index.php/autistisches-burnout.html

 

The #ActuallyAutistic Coach | Matthew (@AutisticCoach_) hat an 3:25 PM on Mi., Aug. 30, 2023 gepostet:

Autistic Burnout isn’t caused by just one thing. It’s not just work, or family, or stress. That can happen to any human.

 

Autistic Burnout is when EVERYTHING is happening. It’s caused by the experience of being autistic in a world not built for us and unaccommodating of us.

(https://twitter.com/AutisticCoach_/status/1696876906686120199?t=S4apSGypiHqHVwkszMgaZQ&s=03)

 

Burnout ein Begriff, den jeder kennt. Er beschreibt diesen Zustand des „nichts geht mehr“, der meist auf zu viel Stress zurückzuführen ist. Überforderungen im Job stehen ursächlich an erster Stelle. Bei den neurotypischen Menschen.

 

Autisten dagegen sind in ihren Arbeitsbereichen oft sogar unterfordert. Und trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb, sind sie häufiger von Erschöpfung und Depressionen betroffen als der Durchschnitt. Denn nichts ist demotivierender als aufgezwungene Langeweile kombiniert mit einem unpassenden Umfeld.

https://eat-team.com/autistischer-burnout/

 

„Neurodiversität- Burnout“ ist die starke körperliche, geistige oder emotionale Erschöpfung, die oft mit einem Verlust von Fähigkeiten einhergeht und die einige Erwachsene mit Autismus und / oder ADHS erleben.

https://steadyhq.com/de/adhsspektrum/posts/1d44969f-1cb6-4cd0-9665-005da1179268

 

AutisticPB #KindnessMatters (@AutisticPb) hat an 8:49 PM on Di., Sept. 05, 2023 gepostet:

A thread about #autistic burnout. It’s so important for people to understand this because the effects of experiencing autistic burnout are so debilitating. ALT Text included. #autism #ActuallyAutistic /1 https://t.co/V4uJxaDL9a

(https://twitter.com/AutisticPb/status/1699132761037029440?t=_QH1AtMFU3he-GmWNYnERg&s=03)

 

Schlussfolgerungen: Autistisches Burnout scheint ein Phänomen zu sein, das sich von berufsbedingtem Burnout oder klinischer Depression unterscheidet. Ein besseres Verständnis von autistischem Burnout könnte zu Möglichkeiten führen, es zu erkennen, zu lindern oder zu verhindern, einschließlich der Hervorhebung der potenziellen Gefahren, die es mit sich bringt, autistischen Menschen beizubringen, ihre autistischen Merkmale zu maskieren oder zu tarnen, und der Einbeziehung von Burnout-Aufklärung in Suizidpräventionsprogramme. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Diskriminierung und Stigmatisierung im Zusammenhang mit Autismus und Behinderung zu reduzieren.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7313636/

 

Emily♡ (@ItsEmilyKaty) hat an 11:07 PM on Mo., Juni 19, 2023 gepostet:

Autistic burnout. https://t.co/zDRaOK627U

(https://twitter.com/ItsEmilyKaty/status/1670901244339138562?t=P2-NzIPivsQJVyMt5BsDjQ&s=03)

 

NeuroDivergent Rebel (they/them/Xe/Xem) ️‍ (@NeuroRebel) hat an 5:58 AM on Fr., Sept. 15, 2023 gepostet:

#ActuallyAutistic #AskingAutistics:

 

Tell me you are Autistic…. Without actually telling me you are Autistic.

 

I’ll go first- fluorescent lights are evil

(https://x.com/NeuroRebel/status/1702532216813748708?t=jMzB5d5rMaPXwxdbS7i-vw&s=03)

 

„Aber das Problem geht noch tiefer. Während der Stress ihren Kraftstofftank leert, halten sich Kinder mit Adrenalin und Kortisol aufrecht. Darum werden sie überreizt oder manisch (…).“ Stuart Shanker S. 57-58

 

Shanker. St. (2016). Das überreizte Kind. Wie Eltern ihr Kind besser verstehen und zu innerer Balance führen. München: Mosaik Verlag

 

Al Kintsugis’ socialist teeth️‍⚧️ (@Kintsugisys) hat an 6:48 PM on Mi., Sept. 07, 2022 gepostet:

The worst part of #autusticburnout is that once you reach it, you’re constantly presented with basic life tasks you just can’t process any more.

Reminders of the things you used to be able to do, things you need to do, that you just stop thinking when you try. #ActuallyAutistic

(https://x.com/Kintsugisys/status/1567555465717981184?t=oi7-9rwM9SIA-06OpO8ASA&s=03)

 

Al Kintsugis’ socialist teeth️‍⚧️ (@Kintsugisys) hat an 6:50 PM on Mi., Sept. 07, 2022 gepostet:

It is so frustrating that acts of basic hygiene fall under the things I cannot process very well during burnout.

(https://x.com/Kintsugisys/status/1567555842001584129?t=EzUDWiG6WwpoOW9J2hy67g&s=03)

 

✨Tasha – The Animated Advocate✨ (@TheAnimatedAdvo) hat an 10:17 PM on Do., März 09, 2023 gepostet:

Autistic burnout:

 

Anyone else find that since experiencing burnout, it takes even less now to get very overwhelmed?

 

I find I get so overwhelmed more frequently these days. It’s debilitating and I’m so frustrated about it.

 

Will it ever end?

 

#autisticburnout #ADHD #Autism

(https://x.com/TheAnimatedAdvo/status/1633940136604860416?t=pDsMzq5D8CnHoQfu1qym6g&s=03)

 

Heather Cook Autistic Life Coach (@hmm_cook) hat an 3:08 PM on Mo., Aug. 28, 2023 gepostet:

Autistic burnout recovery is not a linear process. It’s an ever-changing, morphing, iterative process, that when graphed looks like a big messy plate of spaghetti.

 

#AutisticBurnout #BurnoutRecovery #ActuallyAutistic #AutisticTwitter #AuDHD https://t.co/3GZtiofamM

(https://x.com/hmm_cook/status/1696147626100445598?t=FN7KTHNpe-IeMox4keCnbQ&s=03)

 

Sensory Stories by Nicole (@sensorystories_) hat an 9:15 PM on Do., Sept. 21, 2023 gepostet:

There needs to be a term for anxiety you experience when you know something is happening somewhere that triggers your sensory anxiety, but you’re nowhere near it… can’t see it, can’t hear it, can’t feel it… but just knowing it’s happening is causing your anxiety to skyrocket

(https://x.com/sensorystories_/status/1704937331621286356?t=ZvwWoM21V9CGvzsU_EgRJw&s=03)

 

Rundumgedanken – Autismus, ADHS und das Leben (@Rundumgedanken) hat an 4:20 PM on Sa., Dez. 03, 2022 gepostet:

Achte auf deine Grenzen – sagen sie.

 

Aber wehe du hast welche und bist um ihre Einhaltung bemüht

 

#Autismus #Depressionen #Angststörung #AutistischesBurnout

(https://x.com/Rundumgedanken/status/1599060938510204930?s=03)

 

Pete Wharmby (@commaficionado) twitterte um 4:48 PM on So., Apr. 09, 2023:

 

I’ll never forget what @JoanneLimburg said – one person’s stim is another person’s sensory nightmare

 

(https://twitter.com/commaficionado/status/1645076229052039169?t=x4CPLt-o0-gN9QP6lFlnqg&s=03)

 

Rundumgedanken – Autismus, ADHS und das Leben (@Rundumgedanken) hat an 2:15 PM on Fr., Sept. 22, 2023 gepostet:

Genauso schlimm wie „neue verbesserte Rezeptur“ ist: wird aus dem Programm genommen

 

#Autismus

(https://x.com/Rundumgedanken/status/1705193982379090023?t=8KJqhs6GV3rl3MD1xoslyw&s=03)

 

Ann Memmott PgC MA (She/They) (@AnnMemmott) hat an 8:48 AM on So., Sept. 26, 2021 gepostet:

We also know that enforcing normality on autistic children may be a pathway to autistic burnout.

There’s actual research on burnout, on masking, on those outcomes.

I don’t like the inference that we are talking nonsense, as autistic people.

At all.

(https://x.com/AnnMemmott/status/1442018203014557696?t=89mUbvnD0h9KI805XGF__Q&s=03)

 

Als Merkmal ist Monotropismus die Tendenz, sich relativ intensiv auf relativ wenige Dinge zu konzentrieren und Dinge ausserhalb dieses Aufmerksamkeitstunnels auszublenden oder den Überblick zu verlieren.“ Fergus Murray

https://monotropism.org/wellbeing/

 

There’s a type of deep exhaustion from autistic burnout that sleep doesn’t seem to touch – what helps you?

https://bsky.app/profile/autisticrealms.bsky.social/post/3k7wky4yrj72h

 

Callum Stephen (He/Him) (@AutisticCallum_) hat an 7:53 PM on Mi., Okt. 04, 2023 gepostet:

Autistic burnout is so scary that when I realised I was slightly ill and not experiencing burnout earlier this week, I felt relief. I welcomed the sinus pain, aches and shakes, because I was terrified that the lethargy I was feeling might signal a long, intense period of burnout.

(https://x.com/AutisticCallum_/status/1709627803275034632?t=VW4YC0rf9ogJt1OiSCmYLA&s=03)

 

Der Autist (@der_autist) hat an 6:25 PM on Sa., März 11, 2023 gepostet:

So ein Bad bewirkt manchmal Wunder

Heute nicht, heute fühle ich mich viel zu alleine. Viel zu ungeliebt. Unverstanden. Ungewollt.

Ein Alien in dieser Welt, der nicht hierhin gehört

 

#NotJustSad

#WrongPlanetSyndrome

#Autismus

#Einsamkeit

#Depressionen

#BadewannenTweet https://t.co/Q1kvIaDgt7

(https://x.com/der_autist/status/1634606380760825856?t=4R0IBhD0zEsWVK6q8QHHkA&s=03)

 

@Autistic Realms (@autisticrealms) hat an 8:29 PM on Fr., Okt. 06, 2023 gepostet:

I think it would very much depend on the trauma but generallydeep rest, sensory healing, someone who empathises & understands, peer support, flexibility, time enabling you to meet authentic autistic needs & few demands as possible.I’d say autistic burnout is a trauma response too

(https://x.com/autisticrealms/status/1710361549334868241?t=Wco0W9_IPXaCVnxPQu7QWg&s=03)

 

Allerdings gehen die Tarnung und die damit verbundenen Vorteile oft mit erheblichen Beeinträchtigungen des psychischen Wohlbefindens autistischer Menschen einher. In vielen qualitativen Studien haben autistische Personen das Tarnen als erschöpfend beschrieben, was oft zu Erschöpfung und autistischem Burnout führt
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0272735823000934?s=03

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