Erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit und Autismus (Rejection Sensitivity) 

 

Ein paar Gesprächsfetzen

Ja, um was geht es betreffend Rejection Sensitivity bloss!? Diesmal möchte ich gleich alle – ohne eine Erklärung vorab – mitten ins Thema rein katapultieren.

 

Lehrerin: „Was hast du dir dabei nur gedacht!?“ Jugendliche mit RS: (Wird rot. Verstummt. Leidet. Möchte sich zurückziehen und kann nicht. Hat das Gefühl, das Leben sei eine pure Überforderung und sie habe rein gar nichts im Griff.)

 

Mutter: „Warum kannst du die Tür nicht abschliessen, wenn du gehst?“ Kind mit RS: „Du hast auch schon vergessen, die Tür abzuschliessen.“ (Wird wütend, als ginge es um Leben und Tod und zählt auf, was die Mutter schon alles falsch gemacht hat.)

 

Vater: (Genervter Blick.)

Kind mit RS: (Fängt an zu weinen und fühlt, als steche dieser Blick mitten ins Herz.)

 

Heilpädagoge: „Nicht schlecht – das hast du richtig gut gemacht.“

Jugendlicher mit RS: (Fühlt sich angegriffen, denn das war sicher nicht Ernst gemeint! Im Gegenteil…)

 

Kind mit RS: „Und dann gingen wir auf den Zeltplatz und – „

Vater (schaut auf sein Smartphone): „Oh, die rufen jetzt zurück. Moment.“

Kind mit RS: (Niemand interessiert sich wirklich für mich. Die wünschen sich wohl, es gäbe mich gar nicht. Andere aber sind wichtig.)

 

Kind mit RS: (Kommt mit Zeugnis nach Hause. Etwas stimmt nicht. Es zerknüllt die Blätter vor dem Haus und wirft sie mit Schuss weg.)

Mutter (lässt dem Kind zuerst Zeit, aber dann…):  Du, es ist wirklich nicht fair, dass sie dir keine 6 gaben – aber auch eine 5-6 in Mathe ist doch sehr, sehr gut.

Kind mit RS: (Fühlt sich nun auch noch von der Mutter zutiefst missverstanden und wird aggressiv – gegen sich und die Welt.)

 

Wo hat der soziale Schmerz und die Wut bei Ablehnung ihren Ursprung? 

Als erstes muss ich ein bisschen ausholen und damit die Uhr tausende von Jahren zurückdrehen, und zwar bis hin zu unseren Vorfahren, die in Nomadenstämmen lebten. Der Schutz der Gruppe war damals extrem wichtig. Es ging um Leben und Tod.

 

„Dies führte zur Entwicklung verschiedener Strategien, um Einzelpersonen in der Gruppe zu halten. Das stammeskonforme Verhalten reduzierte die Gefahren, wer sich nicht daran hielt, wurde allerdings von der Gruppe ausgestossen.“ Montse Armero in Gedankenwelt

 

Unterdessen hat sich zum Glück einiges geändert. Nichts desto trotz ist es für uns Menschen nach wie vor wichtig, wie andere uns sehen. So ganz gelöst von der erwarteten Stammeskonformität haben wir uns also nicht. Wir empfinden sozialen Schmerz wie Trauer oder Wut, wenn unser Verhalten auf Kritik stösst oder wir gar ausgegrenzt werden.

 

„Dies (sozialer Schmerz) ist Teil der menschlichen Natur und trägt zu unserer Anpassungsfähigkeit bei.“ Montse Armero in Gedankenwelt

 

Es gehört also zum Menschsein dazu, dass wir uns anpassen (wollen oder schier müssen?).

 

Wenn die Reaktion auf Zurückweisung bei unserem Teenager Überhand nimmt

Nicht alle Menschen können sich gleich gut anpassen und werden dadurch – ohne es zu wollen – immer wieder aufs Neue von der Gesellschaft kritisiert und vielleicht sogar abgelehnt. Zu dieser Menschengruppe gehören sicher neurodivergente Menschen und somit auch meine autistischen Kinder. 

 

Einerseits schätzt es mein Teenager, wenn ich ziemlich direkt bin, auf der anderen Seite kann das Ansprechen gewisser Themen so triggern, dass es sogleich zu einer heftigen Reaktion kommt. Das macht ein Gespräch sehr schwierig. Speziesismus und nicht-tierisches Ernährung können wir wunderbar besprechen. Aber schon nur eine Andeutung, dass die vielen Teller mit Lebensmittelresten unter dem Bett dringendst in die Küche gebracht werden müssen, gibt eine intensive Reaktion und kurzzeitigen Beziehungsabbruch. Dasselbe, wenn ich ihn erneut darum bitte, den Wasserhahn nicht mit aller Kraft auf eine Seite zu drücken, weil uns das Werkzeug fehlt und der Sanitär sonst schon wieder kommen muss. Oder nach dem Waldtag der Schule, wenn ich ihn auffordere, mir die Kleider wegen allfälliger Zecken für eine Wäsche zu geben. 

 

Eigentlich kommt es fast immer zu einer heftigen Reaktion, wenn ich etwas beanstande und, drehen wir das Rad der Zeit nochmals kurz zurück, stammeskonformes Verhalten fordere.

 

„Menschen mit ADHS, Autismus und anderen neurodivergenten Erkrankungen haben oft mit emotionaler Dysregulation zu kämpfen und grosse Emotionen können leicht ausgelöst werden. Sie können auch Emotionen intensiver spüren.“ Authentically Emily

 

Und gerade in der Teenager Zeit wird scheinbar – so meine Erfahrungen mit unserem 15-jährigen Sohn – alles als Ablehnung empfunden und man wird von allen ungerecht behandelt, die kleinen Geschwister natürlich bevorzugt und man will mit seiner Sippe – gefühlt – am liebsten nichts mehr zu tun haben, weil sie nervt etc. Seine für mich heftigste Reaktion war wohl, dass er nach draussen rannte und schrie, er bringe sich um. Wohl bemerkt, weil er nicht Zähne putzen wollte und ich fand, das sei nicht verhandelbar.

 

Was ist eine erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit?

Wir alle mögen keine Kränkungen und werden nicht gerne zurückgewiesen. Es scheint also völlig normal zu sein, wenn dabei Unmut aufkommt. Eine erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit ist allerdings weit mehr als nur das.

 

„Rejection Sensitivity (RS) ist die Veranlagung zu ängstlicher Erwartung von Ablehnung, bereitwilliger Entgegennahme von Ablehnung und intensiver Reaktion auf (tatsächliche oder vermeintliche) Ablehnung.“ ADXS.Org

 

Oft handelt es sich dabei um die Diagnose ADHS, aber auch bei weiteren Neurodivergenzen wird es erwähnt, wie etwa Autismus. (Man vergesse dabei nicht, dass es sich bei Autismus sowieso oftmals um AuDHS handelt.) Aber auch eine Hochsensibilität kann schon reichen, um heftig auf Ablehnung zu reagieren. (Auch hier sei erwähnt, dass HSP durchaus auch ADHS oder weiblicher Autismus sein kann, wie man mich auf Twitter belehrte.) Dass eine genetisch bedingte erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit existiert, ist für mich als Mutter sehr wichtig zu verstehen, damit ich mein Kind so begleiten kann, dass wir im Guten vorwärts kommen. Und es scheint mir gar nicht so einfach zu sein, eine Sensibilität meinerseits dafür zu entwickeln. Ich habe salopp gesagt ja Recht, dass Lebensmittel in Tellern unter dem Bett – gerade im Hochsommer – nicht sein müssen. Die Kritik wäre eigentlich berechtigt. Gleichzeitig finde ich es total legitim, dass ein Teenager und Aufräumen nicht gerade Freunde sind. Vermutlich empfindet noch mancher Teenager die Aufforderung, das Zimmer aufzuräumen, als unangenehm. Aber hier geht es um weit mehr.

 

„Die emotionale Intensität von RSD wird von meinen Patienten als Wunde beschrieben. Die Reaktion steht in keinem Verhältnis zur Art des Ereignisses, das sie ausgelöst hat.“ William Dodson 

 

In unserem Fall ist meine klare Haltung, dass das Zimmer mehr oder weniger hygienisch zu sein hat, so verinnerlicht, dass schon alleine ein verzweifelter Blick meinerseits unters Teenager Bett die Erwartungshaltung der Ablehnung erfüllt. Und genau so kann die Bitte, dass er das Zähne putzen heute – nicht wie gestern – nicht vergessen soll, zu genau diesen heftigen Reaktionen führen. Scheinbar wird mein Mitdenken und mich in sein Leben einmischen schon als kränkend empfunden. So äusserte er eines Abends, dass er es nun absichtlich vergesse (Zähne putzen) und ich sei Schuld, weil ich ihn immer störe. Worauf ich erwiderte, das sei aber ziemlich dumm, die eigene Gesundheit kaputt zu machen, weil man wütend auf die Mutter ist. (…) Daraufhin schloss er seine Zimmertür mit Schwung, um eine halbe Stunde später dies selbständig zu erledigen. Ich hatte Glück. Dennoch kann ich nie darauf zählen, dass es ohne mich klappt. Ich habe keine einfache Rolle. Einen Jugendlichen zu begleiten ist auch mit Forderungen/Kritik/Änderungsvorschlägen etc. behaftet – auch wenn ich ihn als Mensch total bejahe und mich freuen, was alles schon geht, so fühlt sich dies für ihn wohl nicht immer so an. Im Gegenteil.

 

Was kann dieses Gefühl der Zurückweisung auslösen?

Wenn wir kurz in uns gehen und überlegen, wie es bei uns selber aussieht, wenn wir auf Unverständnis stossen, kommen uns allen bestimmt einige Menschen oder Situationen in den Sinn. Wir kennen das, wenn auch nicht in der Intensität wie bei Menschen mit Rejection Sensitivity. Es hat also eine gewisse Logik, dass reagiert wird. Stammesgeschichtlich wollen wir Anerkennung und sicher nicht aus der Sippe ausgestossen werden. Rejection Sensitivity geht aber noch einen Schritt weiter. Es wird nicht nur auf reale Kritik oder Ablehnung heftig reagiert, sondern auch auf nur subjektiv empfundene, obschon da, so wage ich nun zu behaupten, oftmals gar nichts ist. Was einem also das Gefühl von Ablehnung gibt, hat einen sehr subjektiven Touch. Es ist für ein Gegenüber dadurch irritierend, wenn man doch gar nichts gemacht hat und dennoch heftig reagiert wird mit einer gefühlten Überdosis Neurochemikalien, die ausgeschüttet werden. Ich würde dennoch nicht darauf bestehen, dass wirklich kein Auslöser da ist. Was wissen wir schon, was für Erfahrungen bereits gemacht worden sind!? Gerade in der frühen Kindheit können Stresserfahrungen dann und wann dazu führen, dass entweder fight-flight Reaktionen verinnerlicht/gelernt werden oder dann ein Vermeidungsverhalten, um sich zu schützen. Alles vielleicht darum, weil man sich emotional nicht adäquat selbst regulieren kann (vgl. ADXS-Org.). Das spielt selbstverständlich alles in die Gegenwart hinein. Im Hier und Jetzt können es darum ganz unterschiedliche Erlebnisse, Stimmungen, Gedanken, Gefühle oder Wahrnehmungen sein, die eine Rejection Sensitivity auslösen:

 

  • Eine ganz normale und unkritische Reaktion wird als Ablehnung fehlinterpretiert.
  • Das Gefühl, eine Aufgabe habe nicht so geklappt, wie man das gerne gehabt hätte.
  • Ein Verhalten anderer triggert – eine Erinnerung an frühere Ablehnung wird hervorgerufen. 
  • Aufforderungen fühlen sich wie eine Kritik an. 
  • Ein konstruktives Feedback wird falsch interpretiert.
  • Der Tonfall der Stimme oder der Gesichtsausdruck einer Person wird falsch gedeutet.
  • Übermässiges Nachdenken über soziale Interaktionen – grübeln.
  • Sprachlich sehr exakt sein und ungeschickte Wörter anderer auf die Goldwaage legen.
  • Perfektionistisch sein und trotz allem Einsatz, wird nur gesehen, was nicht 100% ist.

 

Für mich gibt es aber einen Klassiker für erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit. Ich nenne ihn:

 

  • Psssst!

 

Dieses Psssst, wenn man nicht realisiert, dass vielleicht gerade jemand die Combox mit der Nachricht der Arztpraxis abhört oder im TV etwas Interessantes kommt, das unbedingt gehört werden muss, schüttet ad hoc Neurochemikalien aus, und zwar noch bevor irgend etwas reflektiert werden kann. Auch wenn es eine gewisse Logik beinhaltet, so ist es dennoch Ablehnung pur. Man muss hinten anstehen – ohne Vorwarnung. Kinder betrifft dieses Psssst oder „jetzt nicht“ noch viel eher.

Erwachsene geniessen oftmals das Privileg, dass man sie aussprechen lassen muss. Adultismus ist also Nährboden für erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit. 

 

Wie reagieren Kinder mit erhöhter Zurückweisungsempfindlichkeit auf Ablehnung?

Für Kinder mit Rejection Sensitivity gestaltet sich das Leben inmitten von Menschen sehr herausfordernd. Es kann zu einer grossen Hilflosigkeit kommen. Natürlich unterstütze ich nicht wirklich, wenn ich mein Kind in dem Moment der Not darauf aufmerksam mache, dass es über reagiert, denn Gefühle sind ja real. In grossem Stress kann man sowieso nicht denken, da das Reptilien- oder Altsäugergehirn aktiv ist (fight, flight, freeze) und der Neocortex kurzweilig deaktiviert – und den Neocortex braucht es ja, um Lösungen zu finden. Dafür muss sich das Gehirn erst einmal beruhigen. Darin liegt der erste Schritt. Man muss dem Kind helfen sich emotional zu regulieren und darf selber nichts persönlich nehmen mittendrin. Gewisse Kinder reagieren vielleicht mehr durch Rückzug (flight) – andere, so mein Teenager, mit Kampf (fight). Dabei wird mir gesagt, dass ich Schuld bin an allem. Ein bisschen bin ich es ja auch, da ich diesen Schmerz auslöse. Das Gute daran ist aber, dass sich die Stimmung laut William Dodson rasch wieder normalisiert. Das Herausfordernde daran ist wiederum, dass es an einem Tag auch zu mehreren Episoden dieses Stimmungsdurcheinanders kommen kann.

 

Wie Kinder mit RS vielleicht reagieren, wenn sie sich gekränkt fühlen:

 

  • „Du bist Schuld!“ Auch wenn es offensichtlich ist, dass dem nicht so ist.
  • Eine extreme Anpassung und versuchen, alles richtig zu machen.
  • Lieber zu Hause im Zimmer bleiben als unter Menschen
  • Extrem aggressiv reagieren – etwas kaputt machen.
  • Eine Diskussion, bei der man nur verlieren kann.
  • Die Welt sich zurecht-schönen. Es ist gar nichts passiert. Man hat alles richtig gemacht.
  • Trauer – nichts gelingt, so wie man das möchte.
  • Selbstverletzendes Verhalten.
  • Erstarren – Mutismus.
  • Sich Zurückziehen – verstecken.
  • Schuldgefühle für die eigene Reaktion auf Ablehnung.
  • Weinen.
  • Versuchen, die anderen zu ändern.
  • Verunsicherung – reisst Boden unter Füssen weg. Man traut sich nichts mehr.
  • „Geh weg!“ – andere Person wegschicken.
  • Zum People Pleaser werden – anderen alles recht machen wollen (vgl. Quinn)

 

Ich möchte dazu anmerken, dass es sehr wohl Menschen mit vermuteter abweisungsempfindlicher Dysphorie gibt, die diesen Schmerz der Ablehnung länger spüren als Dodsons optimistische Annahme – schliesslich kann dieser Stich im Herzen das Grübeln in Fahrt bringen. Gleichzeitig wurde auch erwähnt, dass bei manchen ausgeschlafen der Schmerz des Vortages wie weggeblasen ist – vielleicht darum, weil sich die Neurochemikalien wieder abgebaut haben? Für mich ergibt sich daraus jedenfalls eine Hoffnung, dass dadurch das Miteinander wieder einfacher ist, trotz allem, da scheinbar nicht (lange) nachgetragen wird. Ich hoffe – gegenseitig.

 

Gespenster-Modus: Unsichtbar

Die Pubertät ist schwierig und wohl am schwierigsten für den, der mittendrin steckt. Als Mutter werde ich natürlich auch unweigerlich in diesen Strudel der Gefühle mit hineingezogen. Meine grösste Herausforderung ist es, dass ich einerseits meinen Teenager aktiv unterstützen muss und gleichzeitig nicht da sein soll, da ich störe. Ich sollte also eine unsichtbare Helferin sein – quasi im Gespenster-Modus. Mein Teenager fordert von mir sowieso oft, wenn er ins Wohnzimmer kommt: „Nicht anschauen und nicht schwatzen.“ 

 

Ideen meines Teenagers, die ihm im Alltag helfen:

 

  • Codewort für Aufforderung hilft. Also für Zähne putzen wollte er kurz, dass ich das mit „Flaschenöffner“ benenne. (Er öffnet manchmal Drehverschlüsse so.)
  • Lieber Whatsapp als im Gespräch!
  • Er fordert von mir Vertrauen, damit ich mich nicht immer in sein Leben einmische. Ansonsten gibt es eine Trotzreaktion, meinte er.

 

Er forderte also von mir, dass ich in den Gespenstermodus wechsle. Ein kleines Bisschen von mir, und das sehr diskret, das wird oft akzeptiert. Ich darf also seine Autonomie nicht in Frage stellen und sein Handeln kritisieren im Wissen, dass er mich noch ganz fest braucht.

 

Raum geben und auflösen

Wenn man wie ich als Mutter beim eigenen Kind gerade so ein heftiges Erleben von vermeintlicher oder auch klarer Kritik und/oder Ablehnung miterlebt, empfiehlt Autisticality, dem nach Möglichkeit Raum zu geben, wenn es das ist, was gerade gebraucht wird. Natürlich darf man auch beim Beruhigen behilflich sein. Erst ganz am Schluss kann man nochmals Klarheit über Sachverhalte schaffen. 

 

Das machen wir auch. Wir haben das Ritual, dass wir, wenn wir wieder klar denken können, Frieden schliessen und uns entschuldigen – beide, und zwar egal, ob überhaupt eine Schuld da ist. Um die geht es ja überhaupt gar nicht. Es geht um Auflösung. Dann kann mein Teenager sich nochmals äussern und erklären, was ihn so genervt hat und ich kann ihn fragen, wie ich es für ihn besser machen kann, damit es gut kommt. So fällt es für uns beide einfacher, unseren Platz im Ganzen zu erkennen und die eigene Verantwortung wahrzunehmen.

 

Takiwatanga bedeutet Autismus in Maori-Sprache und heisst wörtlich übersetzt „in der eigenen Zeit und im eigenen Raum“. Und manchmal benötigt es Geduld meinerseits und ein paar Tage dazwischen, bis unser Teenager Einsicht entwickelt. Einsicht bedeutet ja, dass er es macht, weil er es will und nicht, weil ich ihn kritisiert habe. Dafür muss ich ihm Zeit und Raum geben, die ihm entspricht und nicht unbedingt, wie ich mir das so vorstelle.

 

7 Punkte zum Durchdenken für einen Umgang mit erhöhter Zurückweisungsempfindlichkeit (vgl. Montse Armero in Gedankenwelt und Authentically Emily im Beitrag über RSD)

 

Wenn das Kind offen ist, über das  Thema der erhöhten Zurückweisungsempfindlichkeit zu sprechen, gibt es einige Punkte, die man gemeinsam anschauen kann – mit dem Ziel, dass die Ablehnung ihren Schrecken verliert. 

 

  • Was ist wichtig und was nicht:

Dem Vorfall Wichtigkeit nehmen und es von einer anderen Seite betrachten. Vielleicht wird die Ablehnung dann weniger heftig empfunden.

 

(Auf dem Foto steht geschrieben: Ist das in einem Jahr noch wichtig?)

 

 

  • Ich habe schon viele schwierige Situationen überstanden: 

Vielleicht klappt es ja schwierige Lebenssituationen besser auszuhalten, wenn man weiss, was man kann und sich bewusst wird, was man schon alles überstanden hat. Man empfindet sich dann möglicherweise nicht mehr (oder weniger) als Opfer.

 

  • Ich bin damit nicht alleine:

Manchmal hilft es auch zu wissen, dass man mit dem Thema Rejection Sensitivity nicht alleine ist, wenn man auf Twitter liest, dass es anderen auch so geht.

 

„I’ve been struggling a lot this past week to find my self worth, I’ve been dealing with rejection sensitive disphoria more than ever and I am still not ok about it but I am a little better, I am taking care of myself and I want to be proud for it.“ @afhyer

 

  • Medikamente und ihre Crux:

Manche erleben eine Verbesserung der Rejection Sensitivity durch Methylphenidat. Natürlich wirkt das nicht den ganzen Tag und morgens, bevor … ist sicher anspruchsvoll und auch dann, wenn man von der Schule nach Hause kommt und die Wirkung nachlässt. Zudem – kann man sich im Rebound vielleicht zurückziehen? Es gibt also tatsächlich schutzlosere Momente, dem muss man sich bewusst sein.

 

  • Ich bin wertvoll:

Nicht so viel auf die Meinung anderer zu geben hilft, denn man hat  ja seine eigene Meinung und die zählt viel mehr!

 

  • Man weiss nie genau, was andere wirklich denken:

Auch mit viel Menschenkenntnis – die Gedanken anderer bleiben oft ein Geheimnis und vielleicht sollte man vorsichtig sein, wenn man diese zu lesen glaubt.

 

  • Zur Ruhe kommen: 

Wenn das Reptilien- und Altsäugergehirn im Stress übernimmt, können in dem Moment keine Lösungen durch den Neocortex gefunden werden. Es ist also wichtig, dass das Gehirn erstmals zur Ruhe kommen kann. Vorher ist es unmöglich, eine Situation richtig zu bewerten.

 

  • Ablenkung:

Was mache ich gerne und tut mir gut. Das in den Fokus rücken, damit schöne Gedanken und somit gute Gefühle mobilisiert werden.

 

Alles in allem dreht sich das Thema Rejection Sensitivity um die grosse Herausforderung mit der eigenen Wahrnehmung, die einen quasi auf die Schippe nimmt – natürlich vor allem, wenn die Ablehnung nicht real ist. Das Bewusstsein, dass eben diese einen täuscht, auch wenn die Gefühle real sind, ist eine wichtige Einsicht. Im ersten Moment kann das zu einer grossen Verunsicherung und Hilflosigkeit führen, und zwar so lange, bis man ein Gespür dafür entwickelt hat, wann man sich selbst wieder  vertrauen kann. Schafft man das, ist dieses Wissen der Schlüssel für ein besseres Leben. Der Schmerz bleibt zwar, aber reflektiert hat er nicht mehr so bahnbrechende Auswirkungen auf das eigene Sein. 

 

Ablenkung 

Da Ablenkung meiner Ansicht nach ein so wichtiger Punkt ist, um die erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit gut zu überstehen, möchte ich nochmals darauf zurückkommen. 

Alle wissen, was ein Trigger ist, nämlich ein kleiner Input, der sofort ein heftiges ungutes Gefühl mobilisiert. Genau das macht auch die ablehnungsempfindliche Dysphorie mit uns. Die gute Nachricht ist, dass wenn es in diese Richtung klappt, sollte es vielleicht ja auch in die andere möglich sein. Tatsächlich existiert ein Gegenteil davon. Es nennt sich Glimmer. Ein Glimmer ist wie ein Funke Hoffnung, der uns innere Ruhe schenkt. Wir fühlen uns sicher, zufrieden und nehmen eine innere Leichtigkeit wahr. Es ist ein plötzliches Glücklichsein, das unser Nervensystem stärkt. Wenn wir unsere Glimmer erkennen, kann uns das Kraft geben. Es sind diese klitzekleinen Momente, die trotz ihrer Kleinigkeit grossen Einfluss auf unsere Stimmung haben.

 

Wenn wir achtsam sind und Glimmer erkennen, bekommt das Leben eine andere Qualität. Gleichzeitig können wir Glimmer auch bewusst nutzen, wenn wir getriggert worden sind, um uns abzulenken. 

 

Bei meinem älteren Sohn kann ich das auch ein bisschen steuern. Es gibt Themen, die wichtiger sind als alles andere. In diesen fühlt er sich zu Hause und sicher. Aktuell sind das: 

 

  • Tierrechte
  • Speziesismus
  • Veganismus 

 

Bei meinem jüngeren Sohn:

 

  • Korea und Japan
  • Sushi
  • Essstäbchen

 

Aber auch ich nutze Glimmer. Beim Zahnarzt beispielsweise, was mich immer Überwindung kostet, dachte ich als frischgebackene Mutter an mein Baby in seinem blau gestreiften Body. Und ich erinnerte mich daran, wie es duftet und an die kleinen und doch so perfekten Zehen etc. 

 

Zur Ruhe kommen 

Leider habe ich für mich unterdessen herausgefunden, dass Ablenkung zwar sehr wirksam ist, aber nicht immer reicht. Dann helfen mir/uns drei Körperübungen sehr:

 

  • Das Frappé : 

Spitze deine Lippen, als ob du einen Strohhalm im Mund hast. Atme nun langsam 6x wie durch diesen Strohhalm ein und aus. So geht müheloses Atmen und die Nervenbahnen signalisieren dem Gehirn Urvertrauen. (Kopf hoch S. 16-17)

 

  • Die Rose : 

Einen Duft schnuppern, der einem zusagt, hat Auswirkungen direkt auf den Bereich der Emotionen und ihrer Verarbeitung im Gehirn. Im Sommer gehen wir dafür in den Garten – aber auch Rosen- oder Lavendelöl bewirken dasselbe. Mein jüngerer Sohn mag zudem viel lieber den Duft von Nivea Sonnencreme.  (Nur Mut S. 20-21)

 

„Aaahhh nix riecht so gut, wie eine frisch geöffnete Packung Kaffee. Ausser vielleicht noch Petrichor und das Meer.“ Loupi

 

  • Der Lippenstift :

Diese Übung begleitete mich intuitiv durch meine Kleinkindzeit – mit meinen alten Nuggis, die man nicht fortwerfen durfte, strich ich mir zum Einschlafen über die Lippen. Und nun lese ich, man soll mit den Fingerspitzen sanft über das Lippenrot streichen. Die Muskelentspannung an den Lippen führt nämlich zur Entspannung im Grosshirn. (Alles Liebe S. 18-19)

 

So kann ziemlich unkompliziert auf das eigene Nervensystem Einfluss genommen werden. 

Diese drei Bücher von Dr. med. Claudia Croos-Müller wurden für mich darum richtiggehend zu einem Schatz betreffend Beruhigung. Ich weiss, dass es manchmal noch mehr braucht (Medikamente, Therapie, Babysitter, Putzhilfe, Stellenwechsel etc.). Trotzdem ist es einen Versuch wert.

 

Erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit und weitere Herausforderungen

Während ich über erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit nachdenke, wird mir bewusst, dass das Thema oft mit anderen Themen im Zusammenhang steht oder gar in diese mit hinein spielt.

 

Bsp: Teller mit Lebensmitteln unterm Bett einfach sein lassen, bis sich z.B. eine Schimmelpilzschicht im Eistee bildet. Und ich bitte meinen Teenager, das Geschirr, Besteck, Gläser und manchmal auch Pfannen, runter in die Küche zu tragen. Ich werde langsam etwas ärgerlich, da sich eine gewisse Verzweiflung breit macht.

 

  • Pathological Demand Avoidance: 

Er flippt aus, weil ihn Aufforderungen triggern. Druck.

 

  • Pubertät: 

Er flippt aus, weil er sich in seiner Autonomie untergraben fühlt.

 

  • Meltdown:

Oftmals entwickelt sich bei ihm aus seinem anfänglichen Widerstand heraus rasant ein Meltdown. Dann geht nichts mehr.

 

  • Hyperemotionalität: 

Es ist nicht einfach ein bisschen „ich sehe es anders“ – er kämpft für seine Rechte, als ginge es um Leben und Tod. Immer gleich auf 100.

 

  • Autistic Inertia: 

Er kann schlecht mit einem Auftrag beginnen.

 

  • Zwänge: 

Es ist zu eklig, um sich damit zu beschäftigen oder Abfall auch nur zu berühren. Ein Abfalleimer im Zimmer ist auch keine Lösung.

 

  • Exekutive Funktionen: 

Wie organisiert man das Aufräumen überhaupt? Wo fängt man bloss an?

 

  • Methylphenidat: 

Im Rebound ist kurzfristig alles noch viel heftiger.

 

  • Rejection Sensitivity: 

Es wird scheinbar oder real nur an ihm herum kritisiert und er fühlt sich tiefst gekränkt.

 

Wie wir sehen, ist Ordnung zu halten höchst komplex. Folglich handelt es sich hier keineswegs um ein Thema in Reinform, aber RS gibt manchen Themen gleich noch den gefühlten Todesstoss. So wird das Leben wirklich schwierig, vor allem, wenn schon Erziehung (oder Begleitung) allein als Ablehnung empfunden wird – eben ein dauerndes Herumkritisieren. 

 

Zwei Themen, die sich hier besonders vermischen: PDA und RS

Es mag vielleicht ein bisschen verwirrend sein, dass sich in unserem Fall ein möglicher kleiner Teil des Pathological Demand Avoidance Syndroms (wenn auch ohne sozial manipulativ zu sein) mit vermuteter Rejection Sensitivity vermischt und meine Beispiele darum nicht klar abgegrenzt sind. Und so sehe ich natürlich auch nicht in die Gedanken meines Teenagers hinein, spüre aber, dass er sich wahnsinnig schnell gekränkt fühlt und heftig darauf reagiert. 

 

Die PDA Society schildert ihr Thema zum Beispiel so:

 

  • „Zusätzlich kann eine ‘irrationale Qualität’ der Vermeidung hinzukommen – z. B. eine scheinbar dramatische Reaktion auf eine kleine Bitte (…).“

 

Erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit wiederum erklärt ähnliches Verhalten anders:

 

  • Rejection Sensitivity hingegen bedeutet, dass man sich quasi von allem schier urplötzlich abgelehnt und gekränkt fühlen kann und auf etwas scheinbar Nichtiges heftig reagiert.

 

Gemeinsam ist eine Überreaktion, die von aussen unverständlich ist. Meine Hypothese ist also, dass eine gemeinsame Schnittmenge existiert – dass also z.B. bereits eine Bitte als Ablehnung empfunden werden kann.

 

Selbstverständlich ist eine Bitte auch dann und wann wirklich pure Kritik. Pragmatik (linguistisch gesehen) schafft auch das. 

 

„Bitte räume dein Zimmer auf“ kann durchaus auch bedeuten, dass dieses Puff ja nicht zum Aushalten ist und man genug hat, dass sich da jemand bequem zurücklehnt und sich dieser Jemand bitte „is Füdli chlüübe“ soll. Druck und Ablehnung liegen folglich nahe beieinander – jedenfalls bei unserem Teenager.

 

Die anderen 

Eine grosse Herausforderung für mich als Mutter sind oftmals die anderen. Sie sehen Verhalten und werten sofort nach neurotypischen Massstäben. Natürlich kommen wir so immer schlecht weg – vor allem ich als Mutter. Ganz schwierig ist für mich, wenn Menschen um mich herum finden, dass es „das“ bei ihnen nicht geben würde, z.B. dass nicht aufgeräumt wird. 

 

„Die Familienangehörigen identifizieren es möglicherweise als überempfindliches Kind und sagen ihm, dass es sich lächerlich macht, ohne zu erkennen, dass es sich um eine grössere Sache handelt und eine tiefere Ursache hat.“ Rachel Andersen Autism Parenting

 

Und so ahne ich wiederum, dass aufgeräumt würde, wäre es aus verschiedenen Gründen nicht so schwierig. Da es generell sehr viele Baustellen sind, macht es für mich auch Sinn, zuerst die anzugehen, die wichtig sind und die anderen erst einmal grosszügig beiseite zu schieben. 

 

Einen kleinen Schritt habe ich unterdessen erreicht. Es werden nun ein paar nicht eklige Teller oder Gläser in die dafür vorhandene Box vor dem Zimmer gestellt. Forderungen meinerseits benötigen also immer eine grosse Portion Geduld, Entgegenkommen und Verständnis. Sie verlangen aber gleichzeitig viel Reflexion meinerseits – schliesslich macht der Ton die Musik. Auch wenn ich an der Herausforderung manchmal schier verzweifle und gerade diesen Ton darum nicht immer treffe, habe ich doch schon so viel durch meine Kinder gelernt. Immer dann, wenn meine Kraft reicht, weiss ich, dass sie mich so auch zu einem besseren Menschen machen – einen, der nach und nach mit Diversität zu leben lernt und auch grosszügig beschenkt wird dadurch.

 

Raum ohne Ablehnungserfahrungen

Gerade bei Rejection Sensitivity wird Raum gesucht, der frei von Ablehnung ist. So heisst es bei uns oft, wenn mein Teenager nach Hause kommt als erstes: „Wo ist unsere Katze?“ Natürlich ist unsere Katze sehr eigenwillig, wie es Katzen eben sind, und trotzdem sehr grosszügig mit uns Menschen.

Zudem ist mir eine Kindergartenlehrperson bekannt, die frei von Rejection Sensitivity ist, wenn sie mit ihren Kindergartenkindern arbeitet. Und man bedenke, dass Kinder ein sehr kritisches und ehrliches Klientel sind. Warum es da stressfrei klappt trotz viel Stress, darüber kann nur spekuliert werden. Möglicherweise geht es bei Rejection Sensitivity ja auch um Macht und Machtmissbrauch, damit es überhaupt dazu kommt. Und als erwachsener Mensch droht durch die Hierarchie betreffend Kindern und dem Bewusstsein, dass sie lernend sind, vielleicht ja keine Gefahr.

 

Das Gegenstück zu Rejection Sensitive Dysphoria: Recognition Sensitive Euphoria

Während die Rejection Sensitive Dysphoria ein extremes Reagieren auf reale oder vermeintliche Herabsetzung ist, ist die Recognition Sensitive Euphoria genau das Gegenstück davon, nämlich eine für Anerkennung empfängliche Euphorie. Oftmals leben neurodivergente Menschen ja in diesen Gegensätzen. Auf den ersten Blick denkt man vielleicht, dass es nur entweder oder geben könne. Manchmal ist das selbstverständlich auch so, aber ab und zu ist es eben ein sowohl als auch, und das nicht selten. Es ist also möglich, dass jemand einerseits wegen einer winzigen Kritik fühlt, wie die Welt untergeht und andererseits durch Anerkennung extrem motiviert wird und dadurch quasi Bäume ausreissen könnte.

 

„Die kleinste Geste kann bei uns Euphorie – und grosse Erfolge – hervorrufen.“ ADHD Expert: Edward Hallowell, M.D., John Ratey, M.D.

 

Ich persönlich kenne dies bei meinem Teenager nicht. Er reagiert auf Lob meinerseits oftmals gestresst. Wenn man bedenkt, wie durch Ermutigung auch manipuliert werden kann (ausgenutzt!), verständlich. Aber diese spontanen Reaktionen meinerseits, wie Freude zeigen, dass sein selbst gekochter veganer Burger herrlich duftet, das wird gut angenommen. Dennoch gilt auch hier Diskretion oder eben dieser Gespenster Modus, wenn ich in sein Leben eintreten will.

 

Aufwachsen mit erhöhter Zurückweisungsempfindlichkeit – aus Qinn’Koniums Archiv

Gerne möchte ich Quinns Erfahrungen zu Rejection Sensitivity (oder gar Rejection Sensitive Disphoria) mit euch teilen. Von ihr zu lesen, was es bedeutet mit RSD aufzuwachsen, berührt mich sehr. 

 

„Worüber ich bisher selten gesprochen habe, ist RSD – Rejection Sensitive Dysphoria. Es ist häufig bei ADHS anzutreffen & auch bei mir ist es stark ausgeprägt.

Es prägte bereits meine Kindheit. Ich war so oft so tief verletzt bei kleinsten Zurückweisungen.

Über Jahre fragte ich mich immer wieder, woran das lag & was falsch an mir war. Ich weiss ja erst seit etwa 2 Jahren, dass ich ADHS habe.

RSD prägte mich also schon in der Kindheit. Ich war ein sehr verletzliches Kind, was zunehmend Angst vor diesem Gefühl entwickelte & zum

People Pleaser wurde (mein Autismus hat hier allerdings auch mit rein gespielt). 

Bloss nicht enttäuschen. Bloss nichts tun, um Ablehnung zu erfahren. 

RSD macht uns zudem anfälliger für toxische Beziehungen. Und allgemein sorgt es häufig für Probleme in Beziehungen.

Ich kann diesbezüglich einen Roman hier schreiben. 

Wegen RSD hatte ich auch lange überlegt, ob ich Borderline haben könnte, allerdings hat es nie richtig gepasst. Seit ich weiss, dass ich ADHS habe, verstehe ich mich endlich so viel besser. Und kann liebevoller mit mir

selbst umgehen. Mit RSD gut umzugehen finde ich dabei jedoch besonders schwer.“ Quinn

 

Ich lese daraus einmal mehr, wie wichtig es ist, seinem Kind zu vermitteln, dass es geliebt wird. Ja, man darf sogar Fehler machen und wird es immer noch. Und weiter – es ist sogar erwünscht, dass eine andere Sicht auf die Welt durch Kinder Einzug in eine Familie hält. 

 

Danke Quinn, dass du mir das Okay fürs Teilen deiner wertvollen Zeilen gegeben hast .

 

Ein Teil von mir

Manchmal wünschte man sich eine Gesellschaft, die mit ihrer Sprache und den Handlungen achtsamer ist und mit ihren Massstäben wiederum grosszügiger umgeht. Die Auslöser der erhöhten Zurückweisungsempfindlichkeit werden vermutlich nie zu eliminieren sein und der Schmerz folglich auch nicht. 

 

„Rejection sensitivity is a real fucking bitch.“ @Sweetgummygator

 

Rejection Sensitivity wird also ein Teil des eigenen Seins bleiben. Das ist hart – Sweetgummygator hat natürlich Recht. Aber zu wissen, was mit einem (und man ist ja nicht alleine damit) los ist, stärkt. Man versagt nicht – man stösst in dem Punkt einfach auf genetisch bedingt grössere Herausforderungen und sollte sich öfter mal auf die Schultern klopfen, wenn man eine Zurückweisung überstanden hat. 

 

Und nicht zuletzt darf die Familie auch ein Safe Space sein, in dem ein Kind durch Verständnis und Entgegenkommen gestärkt wird und nach und nach Strategien zur Selbstregulierung vermittelt bekommt. Ein individuell angepasstes SOS-Ablenkungspaket gedankliche oder real immer mit dabei zu haben, ist ein guter Anfang. Hilfreich dafür ist bestimmt, dass Autist*innen (oder AuDHS) oft grosse Interessen haben, die man in solchen Momenten auch bewusst zücken kann. Vielleicht hilft es ja, das geliebte Flaggenbuch zu studieren, eine Runde Zauberwürfel oder man (respektive frau) geht in den Garten und schnuppert an der Lieblingsrose (Madame Boll) – stark duftend.

Berauschend.

 

 

 

 

Literaturliste

 

S. 29: Kapitel „Ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Kritik oder Ablehnung“

 

 

Die meisten der diesseits befragten ADHS-Betroffenen bestätigten eine unmittelbare Verbesserung der Rejection Sensitivity durch Methylphenidat. (Mehr hierzu unten unter 3.5.)

https://www.adxs.org/de/page/44/rejection-sensitivity-kraenkbarkeit-angst-vor-zurueckweisung-als-spezifisches-adhs-symptom

 

Menschen mit ADHS, Autismus und anderen neurodivergenten Erkrankungen haben oft mit emotionaler Dysregulation zu kämpfen und große Emotionen können leicht ausgelöst werden. Sie können auch Emotionen intensiver spüren.

https://www.authenticallyemily.uk/blog/rejection-sensitive-dysphoria

 

Schau dir „How to Deal with Rejection Sensitivity“ auf YouTube an

https://youtu.be/jM3azhiOy5E

 

(…) die eine intensive emotionale Reaktion auf echte oder wahrgenommene Zurückweisung auslöst, und ihre mögliche Verbindung zur Autismus-Spektrum-Störung

https://www.autismparentingmagazine.com/autism-dysphoria-link/

 

https://www.autisticality.co.uk/rsd

 

In weniger klinischer Hinsicht führt es dazu, dass Menschen unsichere oder mehrdeutige soziale Signale als Zeichen der Demütigung interpretieren. Daher ist Ablehnung nicht nur ein vorübergehender Schmerz oder Rückschlag, sondern ein verheerender Schlag, der das Selbstvertrauen beeinträchtigt und zu sozialer Angst führen kann.

https://www.popsci.com/diy/high-rejection-sensitivity/

 

Ferner steht die abweisungsempfindliche Dysphorie auch im Zusammenhang mit der Autismus-Spektrum-Störung, weil sie Betroffene oft sehr emotional sind. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie abgelehnt oder kritisiert werden, können sie sich daher viel mehr aufregen als die meisten anderen

https://gedankenwelt.de/abweisungsempfindliche-dysphorie-was-ist-das/

 

Abstoßungsempfindliche Dysphorie (RSD) ist keine offizielle Diagnose im DSM, aber es ist ein dokumentiertes Phänomen, das bei manchen Menschen mit ADHS auftritt. RSD tritt auf, wenn eine Person Ablehnung oder Kritik mit extremer Intensität wahrnimmt. In Kombination mit der Schwierigkeit, Emotionen zu regulieren , kann RSD es für jemanden mit ADHS schwierig machen, mit Ablehnung umzugehen.

https://www.verywellmind.com/7-things-a-neurodivergent-psychologist-wishes-people-knew-about-adhd-7561667

 

Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) ist ein dem US-amerikanischen Selbsthilfejournalismus entstammender Szenebegriff, der im Jahr 2005 durch den US-amerikanischen Psychiater William Dodson geprägt wurde. Mit dem Begriff, der wie ein definiertes Störungsbild klingt, wird ein nicht genauer beschriebenes Epiphänomen der ADHS referenziert. Nach dem Konzept der RSD handelt es sich um eine genetisch bedingte, erhöhte Zurückweisungsempfindlichkeit (ZWE) (…)

https://www.adhspedia.de/wiki/Rejection_Sensitive_Dysphoria

 

„Erstens: Sei ehrlich zu dir selbst, sei präsent und versuch, selbstzerstörerische Gedanken zu entdecken. Zweitens: Sprich mit diesen, als wären sie eine Person, und mach ihnen klar, dass du weißt, was sie dir antun. Drittens: Fordere sie heraus! Kennzeichne all jene Gedanken, die dir nicht dienen. Viertens: Sobald du nicht dienliche Gedanken in Frage gestellt hast, wirst du dich nicht mehr länger ohnmächtig fühlen. Jetzt hast du nämlich im Griff, wer du beim nächsten Mal sein und wie du reagieren willst“, sagt sie. (Chloe, 23 Jahre alt)

https://www.refinery29.com/de-de/abweisungsempfindliche-dysphorie-adhs

 

Trigger und Glimmer

https://www.emotion.de/psychologie-partnerschaft/gegenteil-von-trigger-glimmer

 

Sechs Dinge, die Pädagogen über neurodivergente Menschen wissen müssen:

  • Stachelige Profile
  • Monotropismus
  • Doppeltes Empathie-Problem
  • Ablehnungsempfindliche Dysphorie
  • Expositionsangst
  • Situationsbedingter Mutismus

https://www.google.com/amp/s/stimpunks.org/de/2022/11/22/sechs-dinge-die-paedagogen-ueber-neurodivergente-menschen-wissen-muessen/amp/

 

„Dysphorie ist das griechische Wort und bedeutet unerträglich; Seine Verwendung betont den starken körperlichen und emotionalen Schmerz, den Menschen mit RSD erleiden , wenn sie auf echte oder vermeintliche Ablehnung, Kritik oder Hänseleien stoßen. Die emotionale Intensität von RSD wird von meinen Patienten als Wunde beschrieben. Die Reaktion steht in keinem Verhältnis zur Art des Ereignisses, das sie ausgelöst hat.“ William Dodson

https://www.additudemag.com/rejection-sensitive-dysphoria-adhd-emotional-dysregulation/

 

Dies kann jeden betreffen, obwohl (…)

Personen, die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und Autismus haben, anfälliger sind.

https://gesundlinie.com/health/mental-health/rejection-sensitive-dysphoria

 

Es gibt viele Wege aus dem Teufelskreis. Dazu gehört es, die eigenen Schwächen kennenzulernen und sich ihnen zu stellen. So muss man sie zunehmend weniger vor anderen verstecken.

https://www.medizin-im-text.de/2023/67170/ausgeschlossensein-ist-der-groesste-schmerz/

 

„Endlich habe ich verstanden, dass ADHS dazu führen kann, dass sich Dinge wie das Aufräumen eines unordentlichen Zimmers wie der Kampf gegen ein abstraktes Monster anfühlen. Unserem Gehirn fällt es sehr schwer, ein formloses, beängstigendes Problem zu betrachten und es in überschaubare Teile zu zerlegen.“ Alex Hawkins 

https://www.additudemag.com/clean-your-room-kids-adhd-easy-system/?utm_source=eletter&utm_medium=email&utm_campaign=insider_july_2023&utm_content=070123&goal=0_d9446392d6-f07e3d71b4-308691994

 

„Zusätzlich kann eine ‘irrationale Qualität’ der Vermeidung hinzukommen 

– z. B. eine scheinbar dramatische Reaktion auf eine kleine Bitte oder 

wenn das Hungergefühl jemanden unerklärlicherweise davon abhält, 

essen zu können.“

https://www.pdasociety.org.uk/wp-content/uploads/2022/07/What-is-PDA-Booklet_german.pdf

 

Die emotionale Intensität von RSD wird von meinen Patienten als Wunde beschrieben. Die Reaktion steht in keinem Verhältnis zur Art des Ereignisses, das sie ausgelöst hat.

https://www.additudemag.com/rejection-sensitive-dysphoria-adhd-emotional-dysregulation/

 

Giles Paley-Phillips (@eliistender10) twitterte um 11:42 AM on Fr., Mai 05, 2023:

Living with #ADHD means constantly dealing with Rejection Sensitive Dysphoria (#RSD). The fear of rejection and criticism can be overwhelming, but we keep pushing through every day. To all my fellow ADHDers, please know you’re not alone in this struggle. https://t.co/M2HUKMqtp6

(https://twitter.com/eliistender10/status/1654421288557899776?t=Ft2mtEt1F-k6cTNI92q6vQ&s=03)

 

„Die kleinste Geste kann bei uns Euphorie – und grosse Erfolge – hervorrufen.“ ADHD Expert: Edward Hallowell, M.D., John Ratey, M.D.

https://www.additudemag.com/webinar/recognition-responsive-euphoria-adhd-podcast-278/

 

Wie viele Autist*innen haben zusätzlich ADHS?

https://epic-information.com/2023/07/07/how-common-is-adhd-in-autistic-children-and-young-people/

 

Interview mit Diana – Rejection Sensitive 

https://open.spotify.com/episode/1ZSlip6rqybe4wJdBhk2z9?si=6aLrNWqzTRCHxe9nrjdf_g

 

Quinn’konium (@QKonium) twitterte um 2:16 PM on Fr., Mai 05, 2023:

#ADHS #RSD

 

Worüber ich bisher selten gesprochen habe, ist RSD – Rejection Sensitive Dysphoria. Es ist häufig bei ADHS anzutreffen & auch bei mir ist es stark ausgeprägt.

Es prägte bereits meine Kindheit. Ich war so oft so tief verletzt bei kleinsten Zurückweisungen.

 

1/

(https://twitter.com/QKonium/status/1654460148683796480?t=Dim_lXncu4nSCsBAiRWOZA&s=03)

 

Emily Price (Lees) (@EmilioLees) twitterte um 11:15 AM on So., Mai 14, 2023:

#Autistic people tend to have self-sacrifice and subjugation schemas stemming from trauma. Signs:

 

– Intense fear of disappointing others

– Difficulties asserting boundaries

– Masking

– Suppressing own feelings, needs, opinions

– People pleasing

– Conflict avoidant

– RSD

(https://twitter.com/EmilioLees/status/1657675898789810177?t=lLZMSXfxdHv70KR8N72p7Q&s=03)

 

Dr.med.Claudia Mellenthin (@C_Mellenthin) twitterte um 8:16 AM on So., Juni 11, 2023:

Was mir immer klarer wird, ist das es vielen Menschen wichtiger ist, gut angepasst zu sein, als zu wissen was richtig ist, und es zu tun.

Meistens ist „gut angepasst“ gut für die Gesellschaft. Und alle anderen sind Querulanten. ‍♀️

(https://twitter.com/C_Mellenthin/status/1667777867571159041?t=Fzj15jfDn3XEoK6XczW5fQ&s=03)

 

Charlie Knight [they/them] (@CKnightWrites) twitterte um 6:30 AM on Di., Juni 13, 2023:

  1. NOT. PERCEIVE ME.

 

Also, this is how the kid feels about being observed while doing a task, but his RSD demands that, with schoolwork, he get constant affirmation and reassurance that he hasn’t made a mistake. We do a really fun not at all stressful dance all day (sarcasm)

(https://twitter.com/CKnightWrites/status/1668476033178411009?t=mw1x2NMN3C9DXCwWPl6Hnw&s=03)

 

GRiNDHOUSE (@musicGRiNDHOUSE) twitterte um 10:43 PM on So., Juli 02, 2023:

Finding out about rejection sensitivity was one of the biggest revelations for me when I was diagnosed

(https://twitter.com/musicGRiNDHOUSE/status/1675606029252407298?t=aVli1z9QnauJZ_S1ygpGeQ&s=03)

 

Sensory Stories by Nicole (@sensorystories_) twitterte um 4:33 PM on Fr., Juni 30, 2023:

PSA… If you’re an autistic people pleaser with rejection sensitivity, it’s more than likely a trauma response to being told incessantly as a child that you were not enough. You ARE enough. Take that to your younger self and let yourself heal. You. Are. Enough. ❤️

(https://twitter.com/sensorystories_/status/1674788159354454018?t=oQnAbuG5r9MTxckOpBTVDQ&s=03)

 

Sensory Stories by Nicole (@sensorystories_) twitterte um 8:11 PM on Fr., Juli 07, 2023:

Did you know that experiencing a debilitating sense of anxiety when criticized/rejected is called Rejection Sensitive Dysphoria (RSD) also known as rejection sensitivity? https://t.co/5SYAW8U2Uw

(https://twitter.com/sensorystories_/status/1677379954189942785?t=Pvq0083ove8pgMteqf6YjQ&s=03)

 

Raspagator (@sweetgummygator) twitterte um 3:29 PM on Mo., Juli 10, 2023:

It’s been like 3 days and I’m still sad over seeing everyone I know have fun at an event I was explicitly told I wasn’t allowed to go to

 

Rejection sensitivity is a real fucking bitch

(https://twitter.com/sweetgummygator/status/1678396144198582273?t=ODT1uHpARHELCtlcIp6A4Q&s=03)

 

Nic Campbell (@chervaski) twitterte um 0:48 AM on Mi., Juli 12, 2023:

An aspect of ADHD that doesn’t get enough spotlight… Rejection Sensitivity. For me that shows up in two way – cut me off in conversation means you don’t care what I have to say. Stop making plans with me, you don’t value my friendship. Not fair but it is what it is.

(https://twitter.com/chervaski/status/1678899004485271552?t=EegpZgKA89mOMWuVNttHvw&s=03)

 

Michèle Liussi (@sternstaubkorn) twitterte um 9:58 PM on Do., Juli 27, 2023:

Kinder tragen kein vergleichbares Maß an Verantwortung, sorgen sich nicht über die gleichen Dinge. Stattdessen versuchen sie ihren Platz zu finden, sich zu orientieren, müssen mit Fremdbestimmung und den Erwartungen der Erwachsenen klar kommen, spüren Druck, werden geformt…

(https://twitter.com/sternstaubkorn/status/1684654554367848448?t=UZ1Ytj3VWfSKaRacCCVqlA&s=03)

 

Sensory Stories by Nicole (@sensorystories_) twitterte um 3:03 PM on Fr., Juli 21, 2023:

Ok, so this one is for my fellow friends with rejection sensitivity who have a hard time dealing with judgement…

 

Several years ago, I read a book called The Four Agreements. It changed my life. Here’s what I learned…

(https://twitter.com/sensorystories_/status/1682375640392122368?t=KzSdq8_UBoBRaK_gf_rbxg&s=03)

 

Loupi (@loupi_ipoul) twitterte um 8:50 AM on Sa., Juli 22, 2023:

Aaahhh nix riecht so gut, wie eine frisch geöffnete Packung Kaffee. Ausser vielleicht noch Petrichor und das Meer.

 

Aber erst mal Kaffee ☕

und guten Morgen!

(https://twitter.com/loupi_ipoul/status/1682644250666606593?t=53gPXKMOozIfK5awaF_Gqw&s=03)

 

Afhyer (@afhyer) twitterte um 4:00 AM on Mo., Okt. 17, 2022:

I’ve been struggling a lot this past week to find my self worth, I’ve been dealing with rejection sensitive disphoria more than ever and I am still not ok about it but I am a little better, I am taking care of myself and I want to be proud for it. This is me. https://t.co/CFj3Qe2q2w

(https://twitter.com/afhyer/status/1581827403394924544?t=A8b4_gixqMnrLTeK0iivsg&s=03)

 

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