Maskenpflicht in der Schule – für die Rechte seiner Kinder kämpfen hört nie auf

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Endlich waren beide Jungs im Schulbus Richtung Schule und ich hatte Zeit für den zweiten Kaffee an diesem Morgen. (Den ersten bekomme ich immer von meinem Mann ans Bett serviert.) Leider blieb es nicht beim entspannten Nippen und in Ruhe Zeitung lesen. Es gab Corona News – eine Maskenpflicht ab der vierten Klasse anfangs nächster Woche.

https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich-fuehrt-maskenpflicht-ab-der-4-klasse-ein-und-reduziert-klassen-931471416176

Maskenpflicht

Man kann nicht generell behaupten, dass das Tragen einer Maske für Kinder im Autismus-Spektrum eine Unmöglichkeit ist. Mein 8-jähriger Sohn schafft das tatsächlich mit Bravour. Schon im letzten Frühling, als noch viel zu wenig Masken vorhanden waren, bekam er eine zum Spielen – von meinem Mann, dessen Firma wohlweislich vorausgedacht hat. Mit Stethoskop untersuchte Doktor *Samuel (*Name geändert) fortan seine Patienten im Spiel. Was bei unserem jüngeren Kind spielend ging, klappte bei unserem 12-jährigen Sohn jedoch überhaupt nicht. Ich nähte ihm sogar Masken in seiner Lieblingsfarbe – der ‚Gewinnerfarbe‘ Rot.

Keine Chance. Es stimmt für ihn einfach nicht mit einem Stück Stoff vor Nase und Mund, das mit Elast an den Ohren befestigt wird. Ich vermute, dass alleine der Gedanke daran bei ihm grosse Ängste auslöst – ein Kontrollverlust. Panik. Kein Wunder, sind Ängste und Zwänge doch seit jeher ein grosses Thema und schon nur der Wechsel von langen Hosen zu kurzen im Sommer eine grosse Verunsicherung, an die sich herangetastet werden muss. Und natürlich ist es kein Weltuntergang, wenn auch im Sommer stets lange Hosen getragen werden oder die Sommerturnschuhe halt auch im Winter bei Schnee daran glauben müssen etc.

Ohnmacht

Noch bevor wird das Thema über Mittag angehen konnten, erlebten wir ein total verunsichertes und aggressives Kind, das sich auf kein Gespräch einlassen wollte und vermutlich auch nicht konnte. Die Info war aber schon durch, war das bei den Kindern doch das grosse Thema in der Pause. Nichts ahnend, was kommen wird, telefonierte ich in unsere Kinderarztpraxis, wo mir gesagt wurde, dass man für eine Maskendispens soviel erfüllen müsse, dass wir auch mit ADHS keine Chance hätten und doch jeweils in der Schule, beim Schulbus etc. das Gespräch suchen sollen und um Verständnis bitten. Auch mein Hinweis, dass es nicht ADHS sondern das Asperger Syndrom sei, änderte nichts. Ich ahnte, dass das nicht sein kann und dass Autismus ein guter Grund für eine Maskendispens – bei manchen Kindern – ist. Und dennoch wurde ich wieder einmal nicht gehört und musste kämpfen. Dieses Gefühl haben Eltern autistischer Kinder vermutlich alle viel zu oft. Eine Ohnmacht.

Wenn nicht er – wer dann!?

Ich vermute, dass die Kinderarzt Praxis von Corona kritischen Eltern überrannt wurde und die Devise hiess, alle abzublocken – auf Kosten des Klientels, das wirklich eine Dispens erhalten sollte.
Ich bin mir sicher, dass unser älterer Sohn ab Montag die Schule verweigert hätte, und zwar unter Stress, Druck, vielleicht doch genügen zu wollen und es dennoch nicht zu schaffen.

„Personen mit Autismus, die z. B. keine Masken tragen können, weil sie in Panik geraten;“ Merkblatt Maskendispens für gewisse Menschen mit Behinderungen (Stand 18. Januar 2021)

Und so rettete uns unser Kinderpsychiater schliesslich, der unsere Familie kennt und dem es sofort klar war, dass unser älterer Sohn eine Dispens haben darf.

Wenn nicht er – wer dann!?

 

Wie Feuer und eiskaltes Wasser

Am Montag wieder zur Schule, das geht laut unserem Sohn trotzdem nicht. Es ist für ihn sehr schlimm, wenn er der einzige ohne Maske ist. Gleichzeitig geht das mit der Maske natürlich überhaupt nicht. Es fühlt sich für ihn an wie Feuer und Eiswasser – zu heiss und zu kalt. Beides unmöglich.
Darf man auf zwei oder drei Corona Skeptiker Eltern hoffen, die ihren Kindern verbieten eine Maske zu tragen?
Noch ist mein Sohn der Meinung, er starte am Montag als einziger mit Homeschooling – wie in Deutschland oder Österreich zum Beispiel und er bringe am (Freitag) Nachmittag dann Schulbücher, Hefte, Zirkel etc. mit nach Hause. Dies tat er schliesslich aber doch nicht, liess sich mit mir aber nicht auf ein Gespräch zum Thema ein. Ob der schulische Heilpädagoge in der Sofaecke seine Bedenken besprechen und sie gemeinsam Lösungen finden konnten? Darf ich also hoffen, dass er am Montag in den Schulbus steigt?

Was wohl zutreffen wird?

  • Es ist nicht schlimm, der einzige ohne Maske zu sein (oder eine Maske zu tragen).
  • Es hat weitere Kinder ohne Maske, wodurch es etwas einfacher ist für ihn.
  • Er startet Homeschooling in Eigeninitiative.

 

Es reicht!

Auch wenn die Corona Massnahmen uns teilweise mehr Ruhe bescheren, so gibt es doch Themen, die grosse Ängste auslösen auf verschiedenen Eben. Die Maskenpflicht ab der 4. Klasse ist für uns jedenfalls ein kleines (oder grosses!?) Drama.

Covid 19 – es reicht!

 

 

 

 

Literaturliste

https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich-fuehrt-maskenpflicht-ab-der-4-klasse-ein-und-reduziert-klassen-931471416176

https://www.srf.ch/news/schweiz/maskenpflicht-bei-behinderten-traegt-jemand-keine-maske-hat-er-sicher-einen-guten-grund-dafuer

https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/mt/k-und-i/aktuelle-ausbrueche-pandemien/2019-nCoV/merkblatt-maskendispens.pdf.download.pdf/Merkblatt_Maskendispens_f%C3%BCr_gewisse_Menschen_mit_Behinderungen.pdf

Interessante Links für Kinder
https://www.autismus.ch/downloads/coronavirus-hilfreiche-dokumente/uebersicht.html

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