Objektpersonifizierung und Autismus – ein Pflaster auf das Tablet Display

 

Ein Pflaster auf das Tablet Display

Da lag es nun am Boden, das Tablet, mit zersplittertem Display. Das kann jedem passieren, auch wenn man wie verrückt aufpasst. Mein jüngerer Sohn holte daraufhin Pflaster und klebte diese auf die Sprünge im Glas. Er behandelt sein Tablet, das ihm unheimlich viel bedeutet, wie ein Lebewesen, das man verarzten muss.

 

„Objektpersonifizierung ist die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften an nichtmenschliche Agenten.“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Genau über dieses Thema möchte ich mir Gedanken machen und herausfinden, wie ich als Mutter zu reagieren habe, wenn mein autistisches Kind sein liebstes Spielzeug mit Pflaster verarztet – dafür muss ich verstehen, was alles hinter diesem Phänomen Objektpersonifizierung steckt.

 

Es regnet Frösche in den Bach

Aber nicht nur den Sprüngen im Glas können menschenähnliche Eigenschaften gegeben werden. Auch die Lyrik ist voll davon. Durch Personifizierung gelingt es nämlich Eigenschaften hervorzurufen, die eine Einstellung oder Stimmung in einer Geschichte widerspiegeln oder ein wichtiges Symbol schaffen (siehe z.B. storyboardthat.com).

 

Mascha Kaléko: Es regnet

Es regnet Blümchen auf die Felder,

Es regnet Frösche in den Bach.

Es regnet Pilze in die Wälder,

Es regnet alle Beeren wach!

Der Regen singt vor deiner Türe,

Komm an das Fenster rasch und sieh: Der Himmel schüttet Perlenschnüre Aus seinem wolkigen Etui.

 

Dieses Gedicht ist eines meiner  liebsten. Natürlich weiss ich, dass es keine Frösche in den Bach regnen kann. Aber ich spüre dadurch richtiggehend, wie sich ein solcher heftiger Regen anfühlt.

 

Warum sich Piaget für falsche Antworten interessierte 

Piaget, ein Schweizer Entwicklungspsychologe, stellte den Kindern Fragen. Er wollte von ihnen beispielsweise wissen, wo das Denken stattfindet, was geschieht, wenn wir träumen oder wie Sonne, Mond und Wolken entstanden sind. 

Er interessierte sich dabei aber nicht wirklich für die korrekten Antworten – es waren gerade die sogenannt falschen, denen er seine Aufmerksamkeit schenkte.

 

„Sie führten ihn zu der Erkenntnis, dass Kinder eine ganz eigene, von der Logik der Erwachsenen völlig verschiedene Denkweise haben. Aufgrund ihrer natürlichen Egozentrizität glauben sie, an allem in der Welt teilzuhaben. Alle Dinge sind für sie lebendig und bewusst – und daher auch vom Menschen beeinflussbar.“ Abstract von „Die Welt des Kindes“ Band 1

 

Nach und nach passt sich das kindliche Denken dem erwachsenen Denken an. Es ist aber nicht so, dass das Kind Erwachsene einfach nachzuahmen versucht. Es erkennt, was Erwachsene beschäftigt und kombiniert dies nach den eigenen kindlichen Möglichkeiten und gestaltet aus dieser Kombination eine eigene Wahrheit.

 

„Bis zum Alter von sechs, sieben Jahren glauben viele Kinder, dass Steine und Tische Schmerzen spüren oder dass Sonne und Mond ihnen folgen. Später knüpfen sie Bewusstsein immer stärker an Eigenbewegung und sprechen es immerhin noch Wolken, Wind und Sternen, schließlich, mit etwa elf Jahren, nur noch Tieren und Pflanzen zu.“ Abstract von „Die Welt des Kindes“ Band 1

 

Für Vorschulkindern ist es ein charakteristisches Merkmal ihrer kognitiven Entwicklung, dass leblosen Objekten quasi eine Seele eingehaucht wird und somit Gefühle und Absichten in sie hinein interpretiert. Folglich ist dies ein wichtiger Entwicklungsschritt, den es nicht zu belächeln – sondern zu geniessen gilt. Aus den soganannt falschen Antworten der Kinder entstand also eine interessante Erkenntnis.

 

Drei Begriffe für ein Phänomen

Das Phänomen, dass Nichtmenschliches wie Menschliches erlebt wird, kann mit unterschiedlichen Begriffen benannt und betrachtet werden. 

 

Objektpersonifizierung: Dieser Begriff zeigt auf, dass Objekte wie Menschen  gehandhabt werden und folglich solche Emotionen hervorrufen, da es sich wie um eine zwischenmenschliche Beziehung handelt. 

 

Antropomorphismus: Hier geht es um die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften gegenüber Tieren, Göttern, Naturgewalten und Ähnlichem. Das griechische Wort ‚morphe‘ – also Form oder Gestalt – geht weiter und beschreibt mehr als nur Objekte. 

 

Animismus: Animismus hat für mich einen religiösen Touch. Es handelt sich hierbei um die Idee, dass manchen Objekten eine Seele eingehaucht wird und sie so als lebend empfunden und behandelt werden.

 

Ich sehe die drei Begriffe als Synonyme – aber eben nur fast. Jeder Begriff betont etwas anderes. So schreibe ich hier zwar von Objektpersonifizierung – die anderen Begriffe mit ihrer besonderen Bedeutung, sollen dabei aber leise mitschwingen.

Objektpersonifizierung bei jung und alt 

Ich erinnere mich an drei Beispiele der Objektpersonifizierung in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Mein 9-jähriger autistischer Sohn klebt ein Pflaster auf das zersplitterten Display seines Tablets, auch wenn ihm eigentlich klar ist, dass Glas nicht wie Haut einem Selbstheilungsprozess unterliegt. Es widerspiegelt für mich die Liebe seinem Tablet gegenüber, das es menschlich macht – ein Spielkamerad. Aber auch bei meinem 13-jährigen autistischen Sohn erkenne ich dieses Phänomen. Er erlaubt mir nicht, dass der Rasen mit den Wildkräutern, die manche einfach als Unkraut bezeichnen, gemäht wird. Auch wenn diese ja wieder nachwachsen, scheinen sie ihre Bedeutung zu haben und eine intensive Verbindung zu ihm.  Gleichwohl las ich auf Twitter, dass eine erwachsene Autistin keine Blumensträusse mag – es seien für sie ermordete Blumen.

Laut Piaget ist Objektpersonifizierung also kein Autismus Thema. Sie hat ihren Platz in der kognitiven Entwicklung in der Kindheit. Auch wenn ich gerne Gedichte lese, die von Objektpersonifizierung nur so strotzen und als erwachsener nicht-autistischer Mensch überhaupt nicht frei davon bin, so kann ich mir gut vorstellen, dass bei manchen Individuen im Autismus-Spektrum Objektpersonifizierung einen doch grösseren Raum mit anderer Qualität einnimmt.

 

“ (…) our results indicate that object personification occurs commonly among autistic individuals, and perhaps more often (and later in life) than in the general population.“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Objektpersonifizierung hilft gegen Einsamkeit

Nicht-autistische Menschen haben ja oftmals das Gefühl, dass es Autist*innen ohne auffallendes Verhalten, das konsterniert, besser gehen würde. Gerade darum ist es so wichtig hinter diesen Ausdruck autistischer Menschen zu schauen. Auch hier gilt wieder einmal mehr: Objektpersonifizierung ist nicht sinnlos. Sie kann zum Beispiel Einsamkeit reduzieren.

 

„Autistic individuals report greater loneliness and social isolation (Causton-Theoharis et al., 2009), and ascribing human-like qualities (e.g. free will) to non-human agents (e.g. alarm clocks, pillows) has been shown to reduce loneliness and promote social connection (Epley et al., 2008).“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Das ganze Interagieren in einer nicht-autistischen Welt als Mensch mit einer autistischen Sozialisierungskultur, ist bestimmt wahnsinnig herausfordernd. Hier erkenne ich auch sogleich zwei Wege, wie meinerseits darauf zu reagieren ist. Einerseits möchte ich eine respektvoll Akzeptanz, dass manche Autist*innen eine intensive Beziehung zu Objekten aufbauen, was durchaus sehr bereichernd sein kann und nicht pathologisiert werden soll, solange das alle Menschen suchen oder zelebrieren, sei das in der Kindererziehung, der Lyrik, Religion etc. Andererseits spüre ich auch ein fehlendes Entgegenkommen nicht-autistischer Menschen, dass es überhaupt erst nötig wird, dass man Objekte beseelen muss, um der Einsamkeit zu entfliehen.

 

Objektpersonifizierung lindert Ängste

Auf der Suche, welche Wichtigkeit Objektpersonifizierung in einem autistischen Leben einnehmen kann, entdeckte ich weitere beeindruckende Facts darüber.

 

„It may also be the case that personification is used to reduce uncertainty and thus alleviate anxiety in autism. Autistic individuals are often intolerant to uncertainty (Boulter et al., 2014), and experience considerable anxiety in unstructured environments.“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Objektpersonifizierung kann also Angst nehmen!

Angst spielt bestimmt eine grosse Rolle in einem Leben, das Veränderungen als verunsichernd empfindet, vor allem, da für Autist*innen oftmals ALLES neu ist. Sie orientieren sich durch den Tunnelblick ja nicht am Bekannten – das Neue springt sie an und so fehlt vielen ähnlichen Situationen die Gemeinsamkeit, die Sicherheit schenkt (vgl. Monotropismus-Hypothese). Tatsächlich wird Objektpersonifizierung erzieherisch schon lange genutzt – z.B. mit dem Helferobjekt für Übergänge. Manchen Kindern hilft es, wenn die Puppe, der Teddy oder ein Spielzeugauto zu Beginn mit in den Kindergarten kommt. Das schönste und liebevollste Beispiel dafür findet man hier von Daniela Schreiter:

„Zum Glück begegnet ihr (Lisa) auf dem Weg zur neuen Schule Lio, ein lebender interstellarer Organismus (…). Fortan wird der muntere Alien-Fuchs ihr Begleiter und die beiden meistern zusammen die Hürden des Alltags.‘ (Klappentext des Buches hinten.)

 

Objektpersonifizierung als Brücke zur Welt

Auch erwachsenen Autist*innen wird manchmal geraten, wie ich auf Twitter las, auf eine unbekannte Reise einen Gegenstand mitzunehmen, der einem viel bedeutet. In diesem Fall war es ein grosses Plüscheinhorn. Ich vermute, dass es beim Helferobjekt um eine Art Freund*in handelt, der/die hilft. 

 

„Indeed, personification may act as a bridge for autistic individuals.“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Ich erkenne hier eine Parallele zu Tieren, die helfen können, um sich auf soziale Interaktion mit nicht autistischen Menschen einzulassen. Autistische Kinder sind oftmals ausgeglichener um passende Tiere herum, während nicht-autistische dann eher aufgeregt sind. Gemeinsam haben Tiere und personifizierte Objekte auf jeden Fall, dass sie nicht bewerten. Das tut gut und ist gleichzeitig eine Kritik an die nicht-autistische Kultur, die sich oftmals als einzig richtig empfindet und dadurch noch viel lernen muss.

 

Alexithymie und Objektpersonifizierung

Auf den ersten Blick mag es irritieren, dass autistische Kinder so viele Emotionen in ein Objekt hinein interpretieren, zumal ungefähr die Hälfte von Alexithymie betroffen ist. Das bedeutet, dass sie Probleme haben, ihre Emotionen differenziert wahrzunehmen. Und genau das tun sie aber bei Objektpersonifizierung. Auf den zweiten Blick empfinde ich dies schon schier als logische Konsequenz auf ein Leben mit Alexithymie. 

 

„Der Einsatz einer Puppe oder eines Stofftieres bedeutet immer, dass echte Emotionen im Spiel transportiert werden und das Kind – ganz gleich, welche Diagnose vielleicht im Raum steht – sich diesen immer stellen muss Damit wird es häufig direkt emotional berührt und kann – ganz im Gegensatz zu dem Umgang mit realen Personen – sich leichter auf sein Gegenüber einlassen , ohne Angst zu haben und beispielsweise in Abwehrhaltung zu verfallen.“ Jarnert, Zirnsak et al (S. 240)

 

Mit Objekten höchst emotional zu interagieren, fühlt sich für mich wie ein Zwischenschritt an, bevor man aufs Ganze geht und das mit Menschen versucht. Erfolgserlebnisse sind einem bei diesem Zwischenschritt gewiss.

 

Synästhesien und Objektpersonifizierung

Wir wissen, dass Synästhesien nicht ausschliesslich bei Autist*innen vorkommen, dennoch stosse ich vor allem hier auf dieses Thema. Handelt es sich dabei um eine Verschmelzung eines sensorischen und kognitiven Konstrukts, kann man durchaus Gefühle für die Zahl ’11‘ entwickeln, die sehr freundliche ist oder auch der ‚5‘, die laut ist. 

 

„Moreover, synaesthetic variants involving the personification of ordinal linguistic units (e.g. letters, numbers, weekdays) and objects have been identified (Smilek et al., 2007).“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Das erinnert mich doch sehr an Daniel Tammet, der die Zahl 289 als hässlich beschreibt und die Zahl 333 wiederum als besonders attraktiv. Dasselbe mit Worten.

 

https://www.srf.ch/play/tv/aeschbacher/video/daniel-tammet?urn=urn:srf:video:af020011-87a2-4639-ad9e-a784dd366a7d

 

Er beschreibt Zahlen und Worte als menschlich und behauptet sogar, dass sie seine Freunde seien.

 

Objektpersonifizierung durch andere im Spiel

Man könnte nun vielleicht annehmen, dass es autistische Kinder mögen, wenn ich als Mutter im Spiel Gegenständen ebenfalls eine Seele einhauche und das als Verbindung nutze. Natürlich weiss ich nicht, ob ich diese Erfahrung mit meinen Kindern verallgemeinern darf, aber mein Objektpersonifizieren im Spiel kam hier nie gut an. Mein jüngerer Sohn wandte sich immer ab, wenn ich durch den Teddy als Teddy zu sprechen begann oder mit der Super Mario Figur agierte. Meinem älterer Sohn geht es ähnlich. Er erinnerte mich auch jetzt noch daran, dass mich unsere Katze nicht versteht, wenn ich ihr erkläre, dass das nicht verwendete Katzentor doch nicht genutzte Freiheit bedeutet etc. Bei ihm muss ich ganz klar und ungekünstelt ich sein.

 

Mit meinem jüngeren Sohn zusammen spielen wurde dann geschätzt, wenn ich mich seinen Ideen anschloss und nicht störte. Ich zerstörte aber alles im Spiel, wenn ich Objekte nach meinen Ideen personifizierte. Er mochte es auch nicht, wenn die Kindergärtnerin mit einer Handpuppe durch die Lektion leitete. Da existierte keine Beseelung. Ein Objekt wurde falsch verwendet. Es ist folglich eine grosse Herausforderung das autistische Gegenüber zu spüren, denn es liegt an ihm sein Spiel selber zu bestimmen. Es scheint eine Regel zu geben, was menschenähnliche Züge haben darf und was nicht und wer davon Gebrauch machen darf. Ich vermute, dass sich dieses von mir ausgelöste Unbehagen meines autistischen jüngeren Sohnes zudem so erklären lässt, dass er länger und intensiver Objekte personifiziert und es dadurch von der Entwicklung her nicht mehr darum geht, dass er nicht wissen könnten, dass es ja ein reines Objekt und kein Lebewesen ist. Dies in vollem Bewusstsein quasi „falsch zu machen“, kann, wenn Zuschauer da sind, vielleicht auch mit Scham behaftet sein. Einen Gegenstand zu personifizieren ist folglich etwas äusserst Persönliches. Dadurch ist es ihm unangenehm, wenn ich mich in diesen privaten Bereich einmische. Man kann also in der Regel das Konkrete vorziehen, den Unterschied belebt und unbelebt kennen und doch gewisse Gegenstände, die Emotionen auslösen, mit menschenähnlichen Zügen behaften. Das Konkrete vorziehen heisst, dass ich mich sehr wohl seinem Interessen fürs Tablet und seinen Funktionen anschliessen darf – einfach ohne es zu beseelen. Es ist kompliziert.

 

Objektpersonifizierung und die Helferfigur 

Nicht bei allen Kindern ist es so difficile, wenn ausstehende Menschen Objekte personifizieren. Es macht wohl auch einen Unterschied, ob ich mich in das Spiel meiner Kinder einmische und störe oder ob von aussen eine Helferfigur kommt und sich diskret dazu gesellt. Für die Kontaktaufnahme kann sie sehr hilfreich sein.

 

„Bei besonders schüchternen oder zurückgezogenen Kindern ist meine Wahl häufig ein Hund, der nicht spricht, sondern vielmehr auf einer basalen Wahrnehmungsebene agiert, schnüffelt, lautiert, vielleicht sogar einmal bellt, sich Schutz bei mir sucht etc.“ Jarnert, Zirnsak et al (S. 239)

 

Über die Helferfigur können Strategien aufgezeigt werden, wie eine Thema angegangen werden kann. Vielleicht bereitet dem Kind das Zähneputzen Mühe. Mit einer Helferfigur bekommt man auf jeden Fall ganz andere Möglichkeiten, da ihr Agieren leichter zu akzeptieren ist als es Menschen in ihrer Unberechenbarkeit sind.

 

Diagnosekriterium für Autismus?

Nicht alle Autist*innen neigen über die normale Entwicklung hinaus zur Objektpersonifizierung. Dennoch lohnt es sich wachsam zu sein, wenn ein Kind im Spiel liebevoll den Staubsauger ins Bett bringt oder bei einem Teenager die Zahl 23 so unangenehme Gefühle auslöst, dass er sie in Mathetests auslassen muss, egal, ob es nun einen Fehler und schlechtere Note mit sich zieht, genauer hinzuschauen.

 

„To conclude, we have provided the first slice of empirical evidence to suggest that autistic individuals may demonstrate a propensity towards object personification and anthropomorphism.“ Rebekah C. White, Anna Remington

 

Ein Diagnosekriterium also nicht, aber es sollte einen aufhorchen lassen.

 

Also weiter ein Pflaster aufs zersprungene Display kleben lassen?

Nach so vielen Informationen zum Thema Objektpersonifizierung wird mir klar: Der Sinn des Lebens ist es nicht, möglichst nicht aufzufallen – sondern glücklich zu sein. In der Geschichte rund um Autismus wurde das oftmals missverstanden – bis hin zu Traumatisierungen und mehr. 

 

Ich empfinde es darum als sehr problematisch, wenn man einen Ausdruck grosser Verbundenheit stoppen will, und zwar einzig und alleine darum, weil es nicht-autistischen Menschen unangenehm ist und sie die Idee haben, dass Normalität die Antwort auf alles ist. Objektpersonifizierung steht hier letztlich für eine autistische Kultur der Interaktion, die je nach Individuum seinen Ausdruck eben in der Objektpersonifizierung finden kann.

Wird einem Teddy, Tablet, Blumenstrauss, Wildkräutern, der Zahl 333 etc. eine Seele eingehaucht, geht es um Beziehungen und somit echte Emotionen.

 

 

Ja, wir lassen weiterhin Pflaster auf das zersprungene Tablet Display kleben. 

 

 

 

 

Literaturliste

 

Dieser Artikel inspirierte mich zu diesem Beitrag:

 

Object personification in autism: This paper will be very sad if you don’t read it

„Objektpersonifizierung ist die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften an nichtmenschliche Agenten.“ Rebekah C. White, Anna Remington

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30101594/

https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1362361318793408

 

Das Tablet ist nass geworden. Hoffentlich trocknet es wieder. Unser jüngerer Sohn zeichnet (Mai 2022) …

 

Jarnert, Zirnsak et al. (2021). Autismus beziehungsorientierr behandeln. Handbuch zur DIRFIloortime-Methide. München: reinhardt (S. 240)

 

Cast away – Objektpersonifizierung im Film ☺️👍

https://zhinmag.com/tom-hanks-castaway-2021-review/

 

https://home.benecke.com/publications/lisa-und-leo-vorwort

Schreiter, D. (2020). Lisa und Lio. Das Mädchen und der Alien-Fuchs. Stuttgart: Panini Books

 

Imaginärer Freund:

Sie fand nicht nur heraus, dass knapp ein Drittel aller Kinder zwischen drei und sieben Jahren einmal eine Freundschaft haben, die nur in deren Kopf existiert. Sondern auch, was ­diese Freundschaft für Kinder bedeutet. „Diese Freunde können Tröster, Beschützer, Komplize und auch Sündenbock sein“, erklärt Davis.

https://www.apotheken-umschau.de/familie/entwicklung/mein-imaginaerer-freund-791875.html

 

Lieblingsobjekte:

„Denn in stressigen Momenten springt bei den Kleinen automatisch das Bindungssystem an, und sie brauchen etwas Vertrautes, das sie mit den Eltern oder dem Zuhause verbinden.“

https://www.apotheken-umschau.de/familie/entwicklung/kleinkind/wozu-brauchen-kinder-stofftier-oder-schmusetuch-791119.html

 

Animismus – Die Entwicklungstheorie von Jean Piaget:

„Auch der Begriff Animismus taucht bei der Entwicklungstheorie Piagets immer wieder auf, und zwar ab Stadium 2. Wenn das Kind meint, jeder würde so denken, wie es selbst, bezeichnet man dies als Animismus.“

https://www.paradisi.de/kind/animismus/

 

Piaget – Das Weltbild des Kindes 1:

Das anfangs noch unlogische kindliche Denken passt sich schrittweise dem erwachsenen Denken an. Es handelt sich dabei jedoch nicht um reine Nachahmung. Das Kind sucht sich Elemente des Erwachsenendenkens aus, fügt sie in seine geistigen Strukturen ein, kombiniert sie und formt daraus eigene Vorstellungen. (…) Bis zum Alter von sechs, sieben Jahren glauben viele Kinder, dass Steine und Tische Schmerzen spüren oder dass Sonne und Mond ihnen folgen. Später knüpfen sie Bewusstsein immer stärker an Eigenbewegung und sprechen es immerhin noch Wolken, Wind und Sternen, schließlich, mit etwa elf Jahren, nur noch Tieren und Pflanzen zu.“

https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/das-weltbild-des-kindes/21242

 

Personifikation Definition: 

„Wenn ein Autor nichtmenschlichen Objekten oder abstrakten Ideen menschliche Eigenschaften verleiht. Personifizierung tritt auf, wenn ein Autor einem unbelebten Objekt, einem Tier, einer natürlichen Kraft oder einer abstrakten Idee menschenähnliche Eigenschaften verleiht. (…) Personifizierung findet sich normalerweise in Poesie und Fiktion und kann sehr nützlich sein, um Kindern komplizierte Themen zu erklären.“

https://www.storyboardthat.com/de/literary-terms/personifikation/amp

 

Anthropomorphismus:

„Nach dem Radikalen Konstruktivismus hat der Mensch letztlich keine Chance, etwas anderes zu tun, als zu anthropomorphisieren, denn wenn er nur in der Lage ist, sich selber zu beschreiben bzw. alles nur in Bezug auf sich selber zu erkennen, dann ist der Mensch, wenn er Mensch ist, eben Mensch und sonst nichts. (Stangl, 2022).“

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2022, 7. April). Anthropomorphismus . Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

https://lexikon.stangl.eu/16826/anthropomorphismus.

 

Animismus:

„Kinder vertreten diese Denkweise vor allem im präoperationalen Stadium, das sich vom zweiten bis zum siebten Lebensjahr erstreckt. Kinder entwickeln die Vorstellung, Spielzeuge, Mobiliar und letztlich alle unbeseelten Gegenstände hätten eine Seele. (Stangl, 2022).“

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2022, 7. April). Animismus . Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

https://lexikon.stangl.eu/13365/animismus.

 

Wichtige kognitive Leistung des Kindes:

Oerter beschreibt dieses Phänomen unter Bezug auf Piaget so: „Die Beseelung der Umwelt und ihr dynamisierter Charakter sind das Produkt einer wichtigen kognitiven Leistung des Kindes …“ (Oerter 1970, S. 304 ff.).

https://www.google.com/search?q=Oerter+beschreibt+dieses+Ph%C3%A4nomen+unter+Bezug+auf+Piaget+so%3A+%E2%80%9EDie+Beseelung+der+Umwelt+und+ihr+dynamisierter+Charakter+sind+das+Produkt+einer+wichtigen+kognitiven+Leistung+des+Kindes+…%E2%80%9C+(Oerter+1970%2C+S.+304+ff.).&oq=Oerter+beschreibt+dieses+Ph%C3%A4nomen+unter+Bezug+auf+Piaget+so%3A+%E2%80%9EDie+Beseelung+der+Umwelt+und+ihr+dynamisierter+Charakter+sind+das+Produkt+einer+wichtigen+kognitiven+Leistung+des+Kindes+…%E2%80%9C+(Oerter+1970%2C+S.+304+ff.).&aqs=chrome..69i57.971j0j9&client=ms-android-google&sourceid=chrome-mobile&ie=UTF-8

 

Twitter:

 

NeuroClastic (@NeuroClastic) twitterte um 3:13 PM on Di., Feb. 22, 2022:

Anonymous reader question: #AskingAutistics „Are there any sources out there about autistic anthropomorphism [giving human-like characteristics to non-humans or objects] or animism [attributing spiritual qualities/a soul/life force in all things]. Know of any?”

(https://twitter.com/NeuroClastic/status/1496126091362287621?t=ScgTzSaf3R2n5P295k8Y_Q&s=03)

 

Oolong 🍉 (@MxOolong) twitterte um 3:15 PM on Di., Feb. 22, 2022:

Yes, „This paper will be very sad of you don’t read it.“

(https://twitter.com/MxOolong/status/1496126606682861570?t=ViXAKz1fB2pCQXcdcfkEQA&s=03)

 

Intersectional ND & Dis RGs (@Inters_DisND_RG) twitterte um 3:24 PM on Di., Feb. 22, 2022:

Not sure this responds to the Q, but in August 2020 we read these article that might be of interest:

  1. Mukhopadhyay, Tito Rajarshi. (2010). „Five poems“. Disability Studies Quarterly, 30(1). Available at https://t.co/Grfu92HkqU

(https://twitter.com/Inters_DisND_RG/status/1496128760789274636?t=lwmfZtu8bQhLcaO5c4QvfQ&s=03)

 

Intersectional ND & Dis RGs (@Inters_DisND_RG) twitterte um 3:24 PM on Di., Feb. 22, 2022:

  1. Savarese, Ralph James. (2010). „More than a thing to ignore: An interview with Tito Rajarshi Mukhopadhyay“. Disability Studies Quarterly, 30(1). Available at https://t.co/lJiWTMwWUo

(https://twitter.com/Inters_DisND_RG/status/1496128797401395205?t=mH7KF1oIgn9cDwmpbhhiFQ&s=03)

 

Laura Sommer (@LauraSommer221B) twitterte um 9:37 AM on Mi., Feb. 23, 2022:

I work with Playmobil. It’s heartbreaking! “ I’m so sorry, you can’t be in the foto this time…“

(https://twitter.com/LauraSommer221B/status/1496403939897532418?t=elQrK-VuDQikBHxgyr_EJA&s=03)

 

 

 

 

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