Hyperlexie und das inhaltliche Sprachgefühl

Was sonst niemandem auffällt

Oft lese ich auf Twitter, wie Autist*innen erzählen, dass sie Details mitbekommen, die sonst niemandem auffallen, z.B. ein Schatten oder das reflektierende Licht, ein bestimmtes Geräusch, wie etwas riecht etc.

Solche intensiven Wahrnehmungen können sehr bereichernd sein, aber manchmal auch unangenehm bis hin zu schmerzhaft oder gar zu einer Reizüberflutung führend. Auf jeden Fall beeinflussen sie die kindliche Entwicklung. Sichtbar wird das auch im unterschiedlichen Spracherwerb autistischer Kinder, was ihren Ursprung vermutlich in dieser Hypersensitivität hat – wie auch autistische Hyperlexie.

 

Die Konkurrenz zwischen der visuellen Wahrnehmung und der Sprache

Wenn man sich über die andere Art der Wahrnehmung autistischer Kinder Gedanken macht, kommt man am Modell der erweiterten wahrnehmungsbezogenen Funktionsfähigkeit nicht vorbei. Autist*innen haben nach diesem Modell eine sensorische Hypersensitivität. Auf einer basalen Ebene nehmen sie z.B. die Eigenschaften eines Gegenstandes wahr, welche sie dann sogleich enkodieren. Es handelt sich dabei um ein Erkennen, Erfassen und Speichern von visuellen Mustern, Strukturen, Tönen etc. Das alles hat grossen Einfluss auf den Spracherwerb. Einige Kinder durchlaufen diesen schier reibungslos. Anderen fällt wiederum nicht alles in den Schoss. Es handelt sich aber, so Mottron, um kein falsch funktionierendes Sprachzentrums, sondern um eine Konkurrenz zwischen der visuellen Wahrnehmung und der Sprache (vgl. Mottron 2015 S. 215). Daraus lese ich einerseits, dass die Schriftsprache in Konkurrenz mit der mündlichen Sprache steht, andererseits erklärt es auch die teilweise hervorragende Mustererkennung, wenn die visuelle Wahrnehmung als Hyperwahrnehmung einen so grossen Platz in der eigenen Wahrnehmung bekommt.

 

So, wie ich bei meinen beiden Kindern sehr unterschiedliche Entwicklungen im Spracherwerb sehe, ist es natürlich noch viel bunter, wenn ich einen Blick auf alle autistischen Kinder werfe. Da existiert nicht nur ein aussergewöhnlich frühes Dekodieren von Zahlen, wie bei meinem älteren Sohn oder ein Flair für Symbole anstelle von Sprache, wie es mein jüngerer Sohn als Bilderdenker mag.

 

Was ist Hyperlexie eigentlich

Als Hyperlexie bezeichnet man ein aussergewöhnlich frühes autodidaktisches Aneignen des Lesens von Wörtern und Zahlen – vor dem 5. Geburtstag.

 

Immer wieder stosse ich auf folgende Einteilung hyperlexischer Kinder: 

  • 1. neurologisch unauffällige Kinder mit Begabung
  • 2. Autist*innen
  • 3. „Autismus-ähnliche“ Kinder – Hyperlexie wächst sich aus

 

Ich frage mich, nachdem ich etliche Informationen zu diesem Thema gesammelt habe, ob das so wirklich sinnvoll eingeteilt ist. Lesen neurologisch unauffällige Kinder lediglich früh und zeigen dadurch eine grosse Begabung, fühlt sich das für mich nicht Diagnose bedürftig an. Zudem habe ich mit dem Begriff „Autismus-ähnlich“ ebenfalls so meine Mühe. Ich stelle mir – anstelle dieser Einteilung – lieber neurodivergente Kinder vor, die ein anderes Gehirn haben und dadurch auch einen anderen Zugang zur Sprache. Manche finden einen guten Umgang mit ihrer Hyperlexie bis hin zur Begabung – andere müssen auf diese aussergewöhnliche Dekodierungsfähigkeit kleinschrittig ihren Weg zum (Lese-)Sinnverständnis erst aufbauen. Darunter zählen für mich selbstverständlich auch Autist*innen. 

 

„Frühes Lesen an sich ist kein Zeichen von Hyperlexie. Während hyperlexische Kinder von Wörtern und Buchstaben fasziniert sind und in sehr jungen Jahren ohne Anleitung lesen lernen, entspricht ihr Verständnis normalerweise nicht ihrer Fähigkeit, Wörter zu erkennen. Ebenfalls haben sie Probleme mit der gesprochenen Sprache und sind oft nicht in der Lage, Wörter zusammenzusetzen, um ihre Ideen auszudrücken oder die gesprochene Sprache anderer zu verstehen.“ Maria José Roldan (formal leicht korrigiert zur besseren Verständlichkeit)

 

Autist*innen sind – trotz Gemeinsamkeiten – eine sehr heterogene Gruppe.

 

  • 1. Autist*innen ohne Hyperlexie
  • 2. Autist*innen mit Hyperlexie, welche vielleicht gar eine grossen Freude an der Sprache entwickeln und eine hohe Begabung in der (Schrift)Sprache aufzeigen
  • 3. Hyperlexische Autist*innen mit einem weiten Weg zum inhaltlichen Sprachgefühl 

 

„Alles in allem legen die neurowissenschaftlichen Befunde den Schluss nahe, dass das Lesen im Falle von Hyperlexie bei autistischen Personen anders verläuft als bei nicht-autistischen Kontrollpersonen. Bei den autistischen Personen dominiert ein wahrnehmungsbezogener Zugang zum Lesen und zur Sprache, der sich durch ein strukturelles Erfassen von Buchstaben und assoziatives (isomorphes) Mustererschliessen auszeichnet.“ Georg Theunissen S. 76

 

Interessant ist, dass das MRI aufzeigt, dass bei hyperlexischen Autist*innen lesend andere Gehirnareale aktiv sind als bei hyperlexischen neurotypischen Kindern. Darum macht es Sinn, bei einer autistischen Entwicklung die Hyperlexie anders zu verstehen.

 

4 Beispiele autistischer Hyperlexie 

Mein älterer Sohn zeigte noch im Buggy sitzend schon reges Interesse für die Zahlen auf den Knöpfen im Lift. Ich habe in Erinnerung, dass das mit 9 Monaten war und kann mir das nun fast nicht mehr so vorstellen, bin ich doch vor einem Jahr Tante geworden und darf eine Baby Entwicklung mal in dieser Rolle geniessen. Ist das nicht zu früh? Ob ich mich irre? Wann auch immer das war – es war jedenfalls früh und der Beginn einer grossen Leidenschaft. Sie führte z.B. dazu, dass mein älterer Sohn in der Spielgruppe berechnete, wie viele Tische und Stühle es am Besuchsmorgen braucht und ging soweit, dass er im Kindergarten alles Mögliche miteinander multiplizierte und gleichzeitig herausfand, wie man schriftlich addieren kann etc. Ich vermute, dass auch dieses frühe Dekodieren und das Spielen mit Zahlen eine Art Hyperlexie ist. Mein Mann sagte am letzten schulischen Standortgespräch auf die Frage der Schule hin, ob das denn genug sei, was sie mathematisch bieten können, dass er sich einzig erhoffe, dass diese Liebe zur Mathematik bleibe. Dem ist so. Nicht zuletzt ist unser Sohn auch Autodidakt.

 

Pete Wharmby, so scheint es mir, hat durch seine Hyperlexie aussergewöhnliche Fähigkeiten erworben. Ich halte ihn für sprachlich besonders begabt und von ihm zu lesen ist immer eine Freude.

„I enjoy being hyperlexic – obviously it’s a big reason I’ve become a writer and speaker, and I love messing around with language and trying to create sentences that work as well as possible.“ Pete Wharmby 

 

Auch Lyric Holmans erzählt von ihrer speziellen Sprachentwicklung. In nur einem Satz zeigt sie in aller Deutlichkeit auf, dass wir alles, was wir über die Sprachentwicklung zu wissen glauben, revidieren müssen.

„So I started reading and speaking simultaneously on my own at, around the age of one and a half years old.“ Lyric Holmans

 

Eine autistische Hyperlexie kann aber auch ganz anders aussehen. 

„The biggest struggle I have is people hear you say your 3 year old can read a whole book and they think they are a genius. However hyperlexia also includes significant communication difficulties.  So my son can read a book but he is unlikely to fully understand most of the words he is reading. Furthermore he is unable to have a conversation with you and can’t even say hello to you.“ Jade – the autism page

Für nicht-autistisch denkende Menschen ist diese Erfahrung mit Hyperlexie unvorstellbar. Ein 3-jähriges Kind kann Bücher lesen und versteht sie nicht. Ich möchte dies aber keinesfalls als sinnlos betrachtet sehen, ist diese frühe Dekodierungsfähigkeit von Buchstaben, Zahlen und Zeichen doch eine Meilenstein in der Sprachentwicklung und bringt mich zum Staunen, ist da doch eine stabile Basis, auf der neue Erfahrungen gemacht und integriert werden können. Ich behaupte nicht, dass immer alles möglich ist und glaube dennoch daran, dass Vieles möglich ist. 

 

Lesesinnverständnis bei unauffälligem aber Autismus typischen Schriftspracherwerb

Es ist nicht einfach mit einer autistischen Hypersensitivität die Aufmerksamkeit anstatt auf Teilinformationen oder vielleicht gar unwichtigen Details auf wichtige Zusammenhänge zu fokussieren. Ob das mehr oder weniger allen Autist*innen zumindest ein bisschen so geht?

Tatsächlich findet mein 14-jähriger Sohn erzählende Texte als schwierig zu verstehen, da diese sozio-emotionales, intuitives Vorwissen und Erfassen verlangen (vgl. Theunissen S. 73). Er konnte beispielsweise mit der Geschichte in der Schule, bei der Jugendliche ein Auto stehlen, nichts anfangen. Es ist so gar nicht seine Welt. Zudem sind da oft unterschiedliche Personen und schnell wird unklar, welches Personalpronomen sich auf wen bezieht. Dies bedingt oftmals Unterstützung, bis autistische Leser*innen die Herausforderung mit den Personalpronomen automatisiert haben. So wird klar, dass Autist*innen als konkrete Denker Erklärungstexte solchen mit Personalpronomen gespickten Geschichten voller Interaktionen bevorzugen, was nicht heisst, dass es nicht auch Autist*innen gibt, die ein bestimmtes Genre wiederum sehr mögen – z.B. Science Fiction oder Fantasy. Das Textverständnis betrifft aber nicht nur das Fach Deutsch – auch Mathe. Wenn z.B. in einer Textaufgabe gefragt wird, was einem betreffend drei bestimmter Rechenaufgaben auffalle, wird mein älterer Sohn unsicher. Da sind so viele Details. Aber welches ist bloss gefragt? 

 

Nicht-autistische Menschen können ganz schön schwierig sein, wie mein jüngerer Sohn zu sagen pflegt.

 

Gestalt Language Processor und Sprachverständnis 

Die meisten Kinder durchlaufen einen analytischen Spracherwerb. Das heisst, ihre Sprache ist aufbauend – zuerst einzelne Wörter, dann Zweiwortsätze und auf diese Weise immer ein Stück komplexer. Zudem wird zuerst gesprochen und er später kommt das Lesen.

 

Gestalt-Sprach-Lerner lernen anders. Sie starten gleich mit Mehrwortsätzen – Gestalts also, die eigentlich oft verzögerte Echolalien/Skripts sind und nur als genau diesen Block existent. Es braucht einige Zeit, bis aus Vergleichen heraus und weiteren Skripts in Kombination ein Wort erkannt wird. Dieser Spracherwerb braucht etwas mehr Zeit um sich die Sprache anzueignen und es fällt auf, dass diese Kinder später zu sprechen beginnen, dafür in ganzen Einheiten. Gleichzeitig beobachtet man, dass sie sehr früh, manchmal schon vor dem Sprechen, bereits lesen. Sie schaffen es Schriftsprache zu dekodieren, was eine erstaunliche Leistung ist, lesen aber oftmals ohne Lesesinnverständnis. In dieser Diskrepanz sieht man es schier pur – den Konkurrenzkampf zwischen der visuellen Wahrnehmung und der Sprache. Das Sinnverständnis muss hart erkämpft werden, indem Gestalts in Form von Skripts dekodiert werden, bis erkannt wird, welches Wort für was genau steht. 

 

Natürlich ist es wichtig, dass ein Kind mit so einer besonderen Sprachentwicklung unterstützt wird. Es ist hilfreich fürs Sprachverständnis, dass man dem Kind brauchbare und korrekte Skripts anbietet, die als Echolalie übernommen werden können und nicht extrem viel Aufwand brauchen, bis sie in Feinstarbeit dekodiert, verstanden und korrekt angepasst sind. Es gibt Strukturen, die sich eignen und andere, die sich nicht bewähren. Eine nicht passende Struktur haben Fragen. „Willst du Kekse?“, ist kein gutes Skript zum Übernehmen, wenn man eigentlich selber welche möchte. Natürlich sind wir sensibilisiert und verstehen den Wunsch nach Keksen trotzdem. Besser wäre: „Lass uns Kekse essen.“ Eine gute Struktur für modellierte Skripts ist für alle verständlich, darum eignen sich folgende Anfänge: „Es ist …“, „Lass uns …“, „Ich bin …“, „Ich will …“ etc.

 

Ein paar Gedanken zum Sprachverständnis 

Hyperlexie bedeutete für Jades Kind, dass es mit 3 Jahren Bücher las ohne sie zu verstehen und dazu kaum sprach. Ich vermute, dass zu dem Zeitpunkt auch das generelle Sprachverständnis noch nicht wirklich entwickelt war. 

 

„Sprachverständnisschwierigkeiten stehen immer in Verbindung mit der Schwierigkeit, sich aufgrund gehörter Sprache Vorstellungen aufzubauen.“ Susanne Mathieu 

 

Jetzt wird klar, um was es überhaupt geht. Wir müssen Vorstellungen zur gehörten Sprache schaffen, also die visuelle Wahrnehmung und die Sprache zusammen bringen. 

 

„Sprachverständnis wird dann notwendig, wenn ich wissen möchte, was mir jemand über die Welt berichtet, oder wenn ich mir wünsche, dass mein Gegenüber versteht, was ich ihm mitteilen möchte. Mittels Sprache machen wir uns unsere Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken, Gefühle und Vorstellungen erst zugänglich.” Susanne Mathieu

 

Sprache hilft uns also uns selber kennenzulernen und dadurch die Welt mitzugestalten.

 

Eigene Sprechgewohnheiten optimieren für mehr Sprachverständnis 

Das Sprachverständnis alleine für sich, ist für das Kind nicht interessant. Es bekommt erst Bedeutung im Kontext, der ihm wichtig ist. 

 

„Über das Verstehen wird die Gegenstandwelt mit der Personenwelt verknüpft und es entsteht das Bedürfnis nach verbaler Kommunikation.“ Susanne Mathieu 

 

Für autistische Kinder muss immer alles Sinn ergeben und interessant sein, damit es in den Fokus rückt und Aufmerksamkeit mobilisiert wird. Das bedeutet einerseits, dass den Interessen des Kindes gefolgt werden soll, andererseit muss Sprache nur dann eingesetzt werden, wenn sie wichtig ist. Ein Zuviel an Sprache kann genau das Gegenteil bewirken. Die Aufmerksamkeit geht verloren und somit wird das Ziel nicht erreicht. 

 

“Weniger sprechen ist mehr. Sprache aber auch nicht weglassen, sondern sie bewusst in bedeutungsvollen Momenten verwenden.” Susanne Mathieu

 

Wenn ein autistisches Kind zum Beispiel etwas Broccoli probiert, soll es nicht mit der Aussage “Gut gemacht!” begleitet werden, sondern mit “Ja, Broccoli essen!” unterstützt. Vielleicht kann man daraufhin auch noch einen Ticken weniger situativ fragen: „Willst du noch mehr Broccoli?“ Man muss also das Gefühl dafür entwickeln, was für sprachliche Inputs situativ bedeutungsvoll sind und ab wann es weniger Hier und Jetzt sein darf.

 

Der Minimal Speech Ansatz geht noch weiter mit ganz wenig angebotener situativer Sprache. Er bricht quasi das Angebot auf ein Verstehenslevel runter – manchmal sogar bis hin zu Einwortsätzen. 

 

„Dem Kind wird so eine erste Möglichkeit gegeben, eine Dekodierung über die Schlüsselwortstrategie zu erreichen.“ Kristin Snippe (S. 72)

 

Das bedingt selbstverständlich eine professionelle Einschätzung des sprachlichen Entwicklungsstandes des Kindes.

 

Es lohnt sich aber für alle, die mit autistischen kleinen Kindern Zeit verbringen, auf die eigenen Sprechgewohnheiten zu achten und die allenfalls anzupassen. Für nicht-autistische Menschen ist es in der Interaktion mit autistischen Kindern nämlich sehr herausfordernd Lücken im Gespräch nicht sofort mit Sprache zu füllen, da diese Stille unangenehm erscheint. Dasselbe beim Anbieten von Lösungen, wenn das Kind von selber nicht weiter kommt – zuerst verbal, dann mit einer Handlung, falls ersteres nicht half. Zudem sind die Lösungen des Kindes mit viel Wertschätzung zu begutachten. Ist das Kind stolz, weil es die Jacke ganz alleine zugeknöpft hat, ist es für den Moment unwichtig, ob wirklich alles erwachsenenkonform geknöpft ist. 

Auch ‚warten können‘ ist eine Kompetenz unsererseits, denn autistische Kinder brauchen oftmals etwas länger, um Sprache zu verarbeiten. Dem muss Rechnung getragen werden in einem respektvollen Miteinander. Susanne Mathieu geht als Logopädin soweit, dass sie nicht die sein will, die dem Kind etwas beibringt. Sie möcht gemeinsam mit dem Kind etwas gestalten und planen – immer das Kind mit seinen Interessen und seiner Person im Vordergrund. Was für eine schöne Haltung. Wer möchte nicht auch so ein inhaltliches Sprachgefühl entwickeln?

 

Sprechen und Verstehen durch Lesen?

Ich erinnere mich an Daniel Tammet, der sich seine Fremdsprachen einzig und alleine durch das Lesen angeeignet hat. Zuerst mit Kinderbüchern, dann immer anspruchsvoller. 

Natürlich ist das nicht dieselbe Geschichte, wenn autistische Kinder vor dem Sprechen zuerst lesen. Aber es zeigt doch die Macht von Büchern.

 

Theunissen empfiehlt, dass die mündliche Sprache zu Beginn immer mit der schriftlichen Sprache unterstützt wird. Erst wenn sich das eingespielt hat, darf diese behutsam zurückgenommen werden (vgl. Theunissen S. 78). Das bedeutet also, dass es viel Material zum Schreiben/Lesen braucht. 

 

  • Magnetbuchstaben
  • Buchstabenstempel
  • Anlauttabelle
  • Numberblocks
  • Würfel
  • Papier
  • Stifte 
  • Bildwörterbuch
  • (Bilder-)Bücher
  • Bildergeschichten
  • Tablet 
  • Internetzugang
  • YouTube 
  • Visuelle Anleitungen für einfache Rezepte, Experimente, Altagsgeschehnisse (z.B. Chips backen) 
  • Sketch Notes Ideen
  • Wörtertürme

 

Vielleicht für zu Hause für ins Kinderzimmer:

  • Dasselbe Buch und YouTube Film in Kombination

 

„Whist it sounds amazing I am certain he has little understanding of many of the books. One of his favourite thing is to watch a tv film like Stick Man and read along with his book. This is how he is learning to understand the book.“ Jade – the autism page

 

Jedes Kind soll das wählen können, was zu seinem persönlichen Lernstil passt, damit es sich entfalten kann. Manche Kinder brauchen Bilder dafür, andere die Schrift, gewisse eine Kombination daraus und einigen reicht es, wenn man zusammen spielt oder handelt und die Sprache bewusst einsetzt. Das schliesst nicht aus, dass man das Spiel oder den Handlungsablauf am Schluss nicht nochmals aufzeichnet und/oder aufschreibt. Verbindungen zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache schaffen geht immer, sofern sich das Kind denn darauf einlässt.

 

Eine andere Entwicklung der Sprache

Wie ich schon erwähnt habe – nicht jedes Kind lallt, produziert daraufhin Einwortsätze, dann Zweiwortsätze und spricht eine ganze Weile, bevor es sich dem Leseerwerb widmet. 

 

„Personally I feel like he is learning in a different order so when his peers catch up with reading hopefully my boy will be catching up with his communication skills.“ Jade – autism page 

 

Autismus kann alles auf den Kopf stellen. Ganz eindrücklich ist die Beobachtung, dass es bei einer autistischen Hyperlexie zum Dekodieren und Lesen von Wörtern das Lesesinnverständnis und auch die Kommunikation nicht unbedingt braucht. Gleichzeitig kann dieses anfänglich reine Dekodieren genau dazu genutzt werden, um Lesesinnverständnis aufzubauen, einen Schritt Richtung normalem Sprechen zu machen und das Weltwissen letztlich zu erweitern.

 

Vielleicht ist es genau das, was mich Autismus letztlich lehrt. Ich darf zwar Ideen haben, wie sich Menschen entfalten können, muss aber letztlich offen bleiben – für alles. 

 

Literaturliste 

Mottron, L. (2015). Enhanced Perceptional Functioning, in: Theunissen, G. u.a. (Hrsg.): Habdlexikon Autismus-Spektrum, Stuttgart, 119 – 121.

Snippe, K. (2013). Autismus. Wege in die Sprache. Idstein: Schulz Kirchner Verlag. (S. 70 – 74)

Theunissen, G. (Hrsg.) 2016. Autismus verstehen. Aussen- und Innensicht. Stuttgart: Kohlhammer. (S. 70 – 74)

Theunissen, G. (2014). Menschen im Autismusspektrum. Verstehen, annehmen, unterstützen. Stuttgart: Kohlhammer. (S. 92 – 109)

Theunissen, G. (2021). Basiswissen. Autismus und komplexe Beeinträchtigungen. Lehrbuch für die Heilerziehungspflege, Heilpädagogik und (Geistigen-)Behindertenhilfe. Freiburg im Breisgau: Lambertus Verlag (S. 73 – 87)

“Ihr (der EPF) zufolge sind weder eine verzögerte noch eine ausbleibende Sprachentwicklung bei Autismus die Folge einer primären Dysfunktion des Sprachzentrums und dessen assoziierten Mechanismen im Gehirn, sondern das Ergebnis einer frühzeitigen Konkurrenz zwischen der visuellen Wahrnehmung und der Sprache und zwischen niederschwelligen auditiven sprachlichen Reizen (wie etwa der Tonhöhe) und den sprachlichen Dimensionen höherer Ordnung (Mottron 2015, 121). Bei einer verspäteten Sprachentwicklung würden sprachliche Informationen zunächst im Rahmen des visuellen Wahrnehmungsmodus und innerhalb der visuellen Wahrnehmungsverarbeitungsnetzwerkes bearbeitet (ebd.); und bei sogenannten Asperger Autisten liegt ein Hyperfunktionieren sprachlicher Funktionen vor.” Georg Theunissen

https://sachendenker.ch/autismus-verstehen-lernen-das-modell-der-erweiterten-wahrnehmungsbezogenen-funktionsfaehigkeit-enhanced-perceptional-functioning/

(Ein sehr schöner Artikel – danke 🏵️🏵️🏵️🙂

Hyperlexia – Reading at 3 but not speaking to you – The Autism Page

https://www.theautismp age.com/hyperlexia-reading-at-3-but-not-speaking-to-you/

Priscilla Gilmans Sohn Benjamin beginnt mit 2 Jahren das Wort „Schule“ zu buchstabieren. 

https://www.newsweek.com/child-you-didnt-dream-66553

Hyperlexia & Hypernumeracy Resources | And Next Comes L – Hyperlexia Resources

https://www.andnextcomesl.com/p/hyperlexia-hypernumeracy-resources.html

Hyperlexie – Ursachen, Symptome & Behandlung | MedLexi.de

3 Typen von Hyperlexie: 1 neurologisch unauffällige Kinder mit Begabung. 2 Autisten. 3 Kinder „Autismus ähnlich“ (???) – was dann verschwindet…

https://medlexi.de/Hyperlexie#Was_ist_Hyperlexie.3F

Pete Wharmby (@commaficionado) twitterte um 11:24 AM on Do., Feb. 24, 2022:

  1. I enjoy being hyperlexic – obviously it’s a big reason I’ve become a writer and speaker, and I love messing around with language and trying to create sentences that work as well as possible. #autism #autistic

(https://twitter.com/commaficionado/status/1496793159896084489?t=9sC76kPxmnAV0JfDVJFC_A&s=03)

So I started reading and speaking simultaneously on my own at, around the age of one and a half years old.

https://neurodivergentrebel.com/2020/08/19/autistic-kids-reading-early-autism-and-hyperlexia/amp/?__twitter_impression=true

Autism + Hyperlexia: I learned to read in kindergarten and excelled at maths.

https://izzy.blog/hyperlexia/

What is HYPERLEXIA? From the point of view of an autistic boy. A must watch

https://patienttalk.org/what-is-hyperlexia-from-the-point-of-view-of-an-autistic-boy-a-must-watch/

But I know my son. I know he comprehends what he reads, even if he can’t pass a test about what he read. So what do you need to help your son with? He already reads 7 grade levels above his grade level. Then you don’t need to do anything. Here’s my advice: Sit back, relax, and be proud!” Darold Treffert

https://patienttalk.org/hyperlexia-please-share-your-advice-and-tips-with-one-of-our-readers-is-this-part-of-your-autism-experience/

Einige autistische/Autismus-ähnliche Kinder sind hyperlexisch (frühe Fixierung auf Buchstaben oder Lesen) und/oder hypernumerisch (frühe Fixierung auf Zahlen oder Mathematik). Sie können über diese neurodivergenten Merkmale in einer wissenschaftlichen Zeitschrift hier lesen (PDF): https://www.mdpi.com/2076-3425/11/6/692/pdf

 #AutChat

Trotz Ihrer bemerkenswerten Fähigkeiten im mechanischen Umgang mit der Sprache (Rückwärtslesen, ausgeprägtes Sprachgedächtnis (Echolalie), schnelle Buchstaben- und Silbenzählung) fehlt Kindern mit Hyperlexie das „inhaltliche“ Sprachgefühl.

https://flexikon.doccheck.com/de/Hyperlexie

Ein Teil des Lernens über  Hyperlexie  besteht darin, all die ausgefallene Terminologie zu lernen, die damit einhergeht, wie z. B.  Gestaltsprachverarbeitung  und  Echolalie .  

Es gibt viel zu lernen, ich weiß!

Aber  hyperlexische Kinder sind Gestaltlerner,  also ist es definitiv wichtig, diese Dinge zu lernen, wenn Sie Ihr Kind bestmöglich unterstützen wollen.

https://spledbuddy.com/analytic-vs-gestalt-language-processors/

Alle Kinder, die vor Gleichaltrigen lesen lernen, müssen nicht hyperlexisch sein. Einige von ihnen sind begabt … obwohl diese Eigenschaft nicht immer erkannt wird.

https://www.recursosdeautoayuda.com/de/Hyperlexie/

Meilensteile der Hyperlexie 

https://www.andnextc omesl.com/2021/01/hyperlexia-milestones.html

(Ich liebe diesen Artikel übers Sprachverständnis von Susanne Mathieu: 🌞🌞🌞)

Sprachverständnis im Kleinkind- und

Vorschulalter

Diagnostische und therapeutische Aspekte:

https://www.kleinkinderpraxis.ch/pdfs/mathieu_sprachverstaendnis_im_kleinkind-_und_vorschulalter.pdf

Unterstützung für die Praxis:

Praxisbuch Sprechen und Handeln / Sprechen und Handeln – Nina Agazzi, Diana Graemiger – Buch kaufen | Ex Libris

https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/nina-agazzi/praxisbuch-sprechen-und-handeln-sprechen-und-handeln/id/9783867230520/?gclid=CjwKCAjw_ISWBhBkEiwAdqxb9kU9AYZq607yIKKK8s-fDPsHdX-yHAC6fRftLoxI0Bdj9XrilP2vABoCEo8QAvD_BwE&gclsrc=aw.ds

Praxisbuch Sprechen und Handeln / Sprechen und Handeln – Nina Agazzi, Diana Graemiger – Buch kaufen | Ex Libris

https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/wolfgang-g-braun/praxisbuch-sprechen-und-handeln-sprechen-und-handeln/id/9783867234481/?gclid=CjwKCAjw_ISWBhBkEiwAdqxb9nMu1o5RRJt-2TYEsYlv9lHbntAc5JoDYXtXVBAlLVu521w83Or40hoCY7UQAvD_BwE&gclsrc=aw.ds

Zeig es, sag es! Bildwörterbuch mit 2600 Begriffen | Autismusverlag

https://autismusverlag.ch/buecher/sachbuecher/kitzinger-a.-lange-s..-zeig-es-sag-es.html