…und es geht weiter

Schon eine ganze Weile hinterlasse ich regelmässig Spuren unseres Familienlebens auf meinem Blog. Es ist viel geschehen, seit ich damit gestartet habe. Meine autistischen Kinder sind nicht mehr so klein. Mein jüngerer Sohn ist inzwischen in der 2. Klasse und der Teenager bereits in der Oberstufe. Unterschiedliche Kinder und Entwicklungsthemen machen unser Leben nie langweilig. Es gibt immer neue Fragen, die aufkommen und über die ich reflektieren will. Das gelingt mir am einfachsten schreibend. Schreiben ist nichts, das ausschliesslich aus dem Kopf kommt – es ist Ausdruck meines ganzheitlichen Seins. Und so dreht sich dieser Blog auch nicht in erster Linie um das Autismus-Spektrum, sondern um mich und meine Erfahrungen als nicht-autistische Mutter autistischer Kinder. Ich lasse alle teilhaben an meiner Entwicklung. Da gehören Tiefschläge und Erfolge genauso dazu wie eine breite Palette an Emotionen, die keine wissenschaftlichen Infos sind – aber menschlich.

 

Meine Kinder sind ein Teil von mir. Dennoch sind sie nicht ich. Das spürte ich schon kurz nach der Geburt – es verändert nichts an der Liebe meinen Kindern gegenüber, aber es ist eine Mission Unbekanntes kennenzulernen. In meinem Fall heisst das zudem, dass ich revidiere, was man gemeinhin so annimmt und noch mehr.

 

„Mittlerweile fange ich an zu begreifen, dass ich mein Denken nicht anpassen muss, ich muss es komplett dekonstruieren.“ Yara Ranft

 

Einerseits ist es unheimlich bereichernd, das eigene enge Denken auszuweiten – bis hin zu von Grund auf neu aufzubauen. Es zeigt mir auf, dass Realität viel mehr ist, als ich mir bisher vorstellen konnte. Es öffnet eine Dimension, von der ich zuvor nichts wusste. Andererseits bleibt auch alles ein bisschen zu gross für mich und ich begehe immer wieder Denkfehler. Ich bin nicht-autistisch. Ich werde also nie ganz verstehen, was es bedeutet autistische zu sein. Das macht mich angreifbar. Ich weiss mehr als es manche Nicht-Autist*innen tun, was mir schon unzählige Konflikte – auch mit Fachpersonen – bescherte. Und ich weiss trotz all meinen Bemühungen selbstverständlich viel, viel weniger als Autist*innen, die es selber sind. Manchmal verärgere ich dadurch gleich beide Seiten – trifft es die Autistic Community, tut es mir wirklich leid. Fehlerfrei bin ich nicht, aber ich versuche mir treu zu bleiben, offen für Kritik zu sein und mich dennoch nicht einschüchtern zu lassen. Meine Entwicklung geht weiter und ich bin mir bewusst, dass ich immer noch dran bin mir nach und nach Wissen anzueignen. Und so schreibe ich weiterhin als Lernende über das  Autismus-Spektrum – als Nicht-Autistin. Ich gebe meine Hoffnung nicht auf, dass ich damit Leute abholen werde, die auch suchend sind wie ich und wünsche mir, dass die Welt für meine/alle autistischen Kinder/Jugendlichen dadurch ein bisschen besser wird. Und natürlich hört Autismus mit 18 nicht auf, auch wenn ich hier nur Kinder und Jugendliche erwähne – aber soweit bin ich noch nicht. Das dauert noch 5 Jahre. 

 

Nur noch 5 Jahre!?

 

Literaturliste

 

Mittlerweile fange ich an zu begreifen, dass ich mein Denken nicht anpassen muss, ich muss es komplett dekonstruieren.

 

https://twitter.com/zedernduft/status/1405519132913639432

 

Yara Ranft ein grosses Dankeschön für ihre wertvollen Anregungen.